Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/032

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

die einen in den Fluss, die andern, die sofort umkamen, lagen in Massen auf allen Gassen, wohin man auch aus den Häusern haufenweise welche brachte wegen des unerträglichen Geruchs, der den toten Leibern und noch dazu solcher Tiere entstieg, die schon im Leben dem (menschlichen) Gefühl grossen Widerwillen einflössen. 106 (19.) Ein wenig aber von der Plage aufatmend, sammelten sie wie Ringer in den Wettkämpfen neue Kraft, um mit um so stärkerer Gewalt zu freveln, und eilten wieder zu der gewohnten Bosheit zurück, der eben überstandenen Leiden vergessend. 107 Nachdem nun Gott den Strafen aus dem Wasser Einhalt getan, brachte er die vom Lande über sie (2 Mos. 8,12ff.) und betraute mit der Vollstreckung denselben Mann (Aaron). Als dieser wieder dem Befehle gemäss mit seinem Stabe den Boden schlug, entströmte ihm ein Schwarm von Mücken[1] und bedeckte, wie eine Wolke sich ausbreitend, ganz Aegypten. 108 Das Tier aber ist, obwohl sehr klein, doch sehr lästig; denn es verletzt nicht nur die äussere Haut durch unangenehmes und sehr schädliches Jucken, sondern dringt auch durch Nase und Ohren in das Innere ein; es verletzt auch ins Auge fliegend den Augapfel, wenn man sich nicht in acht nimmt; wie aber hätte man sich gegen einen so grossen Schwarm schützen können, besonders da er als Gottes Strafe erschien? 109 Man könnte vielleicht die Frage aufwerfen: weshalb strafte er das Land durch die so unscheinbaren und verachteten Geschöpfe und nicht vielmehr durch Bären, Löwen und Panther und andere Arten der wilden Tiere, die Menschenfleisch angreifen, oder wenigstens doch durch die in Aegypten einheimischen Nattern, deren Biss sofort unfehlbar tödlich wirkt? 110 Wer das wirklich nicht weiss, der lerne folgendes: erstens wollte Gott die Bewohner des Landes mehr warnen als verderben; denn hätte er sie völlig vernichten wollen, so hätte er nicht [p. 98 M.] Tiere gewissermassen als Helfer für seine Strafen gebraucht,


  1. Die Bedeutung des hebr. Wortes כִּנָּם (2 Mos. 8,12 ff.), das die Septuaginta durch σκνίψ wiedergibt, ist zweifelhaft. Da nach § 108 und 145 das Tier fliegen kann, dürfte Philo darunter eine Mückenart verstanden haben.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/032&oldid=- (Version vom 1.8.2018)