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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

er will, zum Verderben für die Frevler. 97 Er verteilt aber die Plagen in folgender Weise[1]: drei aus den gröberen Elementen[2], Erde und Wasser, aus denen die körperlichen Qualitäten geschaffen waren, überweist er Moses’ Bruder; ebensoviele aus den Beseelung erzeugenden Elementen, der Luft und dem Feuer, dem Moses allein; eine, die siebente, trägt er beiden gemeinsam auf, und die drei übrigen, die die Zehnzahl vollmachen, behält er sich selbst vor. 98 Den Anfang macht er mit den aus dem Wasser kommenden Plagen (2 Mos. 7,19). Da nämlich die Aegypter das Wasser ganz besonders in Ehren halten, weil nach ihrer Meinung dies der Ursprung der Entstehung des Alls ist, hielt er es für richtig, dies zuerst zur Züchtigung und Warnung seiner Verehrer aufzurufen[3]. 99 Was geschah nun in kurzer Zeit? Moses’ Bruder schlägt auf göttliches Geheiss mit seinem Stabe den Fluss, da verwandelt sich dieser sofort von Aethiopien bis zum Meere in Blut, und zugleich mit ihm füllen sich mit Blut Seen, Kanäle, Zisternen, Brunnen, Quellen, kurz aller Wasserbestand in Aegypten, so dass man aus Mangel an Trinkwasser in der Nähe der Ufer (nach Wasser) grub, die eröffneten Wasseradern aber wie beim Blutsturz springbrunnenähnlich Blutströme emporschleuderten, ohne dass irgend ein Tropfen klaren Wassers zu sehen war. 100 Es starben aber darin alle Arten von Fischen, denn die belebende Wirkung des Wassers hatte sich in eine Verderben bringende


  1. Diese Verteilung, mit echt Philonischem Spürsinn aufgestellt, gründet sich auf die biblische Erzählung. Man vergleiche 2 Mos. 7,19.20 (Aaron verwandelt mit seinem Stabe alles Wasser in Blut); 8,1.2 (er bringt auf dieselbe Weise die Frösche ans Land); 8,12.13 (Ungeziefer); – 9,22.23 (Moses bringt durch Ausstrecken seiner Hand gen Himmel den Hagel); 10,12.13 (ebenso durch Emporhalten seines Stabes die Heuschrecken); 10,21.22 (ebenso die Finsternis); – 9,8.9 (Moses u. Aaron nehmen Russ, den Moses gen Himmel wirft, und die Plage der Geschwüre erscheint); – 8,20. 9,6. 12,29 (die drei übrigen Plagen ohne die Vermittlung beider).
  2. Ueber die Zweiteilung der Elemente in solche, die aus gröberen (Wasser und Erde), und solche, die aus feineren Teilen (Luft und Feuer) bestehen, u. s. w. vgl. besonders Quis rerum divinarum heres § 134.
  3. Vgl. Midr. Schemot R. c. 9 zu 2 Mos. 7,17: „Warum wurde das Wasser zuerst (mit Blut) gestraft? Weil Pharao und die Aegypter dem Flusse göttliche Verehrung erwiesen“.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/030&oldid=- (Version vom 1.8.2018)