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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

zeigte, als wozu die ihm zu Gebote stehende Kraft ihn berechtigte; denn er war überzeugt, dass die Gerechtigkeit [p. 89 M.] eine unzerstörbare Kraft sei, und von ihr angespornt eilte er unaufgefordert den Schwächeren zu Hilfe.

51  (10). Ich will nunmehr von der Tat erzählen, die er in dieser Zeit ausgeführt hat (2 Mos. 2,16ff.), einer anscheinend zwar geringfügigen, die aber doch aus einer nicht kleinlichen Gesinnung hervorgegangen ist. Die Araber treiben Viehzucht, und es hüten die Herden bei ihnen nicht nur Männer, sondern auch Weiber, Jünglinge und Jungfrauen, und zwar nicht nur Kinder der Geringen und Unangesehenen, sondern auch der Hochangesehenen. 52 Nun waren sieben Mädchen mit der Herde ihres Vaters, eines Priesters, an eine Quelle gekommen. Sie befestigten die Eimer an das Brunnenseil und füllten darauf, eine die andere (in der Arbeit) ablösend, um sich gleichmässig in die Arbeit zu teilen, mit grosser Emsigkeit die Rinnen, die in der Nähe waren. 53 Da kamen andere Hirten hinzu, unterfingen sich, mit Geringschätzung auf die Schwäche der Jungfrauen blickend, diese mit ihrer Herde fortzujagen, und trieben das eigene Vieh zu dem bereitstehenden Trank, um sich die fremde Arbeit zunutze zu machen. 54 Als Moses dies sah – denn er sass nicht weit davon –, lief er eilends hinzu, trat nahe an sie heran und sprach: „Wollt ihr nicht endlich aufhören Unrecht zu tun und die Wüste als euren Vorteil zu betrachten? Schämt ihr euch nicht, faule Arme und Ellenbogen zu pflegen? Weiber mit langem Haar und faules Fleisch seid ihr, nicht Männer! Die Mädchen benehmen sich wie Jünglinge, sie tun ohne Zaudern ihre Pflicht, ihr Jünglinge aber benehmt euch mädchenhaft und seid Schwächlinge. 55 Macht, dass ihr fortkommt! machet ihnen Platz, denn sie sind früher gekommen, und ihnen gehört auch der Trank. Es hätte sich geziemt, dass ihr für sie noch nachschöpftet, damit sie reichlicher Wasser haben; statt dessen suchet ihr ihnen noch zu rauben, was sie sich bereitet haben. Aber fürwahr bei dem himmlischen Auge des Rechts, das auch das sieht, was in der grössten Einsamkeit geschieht, ihr werdet sie nicht berauben. 56 Mich hat es zum unerwarteten Helfer erwählt; denn ich

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/020&oldid=- (Version vom 1.8.2018)