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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

üben, der Ueberredung unzugänglicher als Eisen und Stahl. 44 Einen von diesen, den Gewalttätigsten, der nicht nur unnachgiebig war, sondern durch die Ermahnungen noch härter wurde und die, welche das Befohlene nicht in atemloser Hast und mit flinker Hand ausführten, schlug und unter jedem möglichen Schimpf bis zu Tode misshandelte, tötete Moses und hielt dies für eine makellose Tat; und wirklich war es ein makelloses Werk, der Tod eines Mannes, der zum Verderben der Menschen lebte. 45 Die Kunde von dieser Tat erregte den Unwillen des Königs, der es für schlimm hielt, nicht dass einer getötet worden war oder getötet hatte, sei es mit Unrecht oder mit Recht, sondern dass sein Tochtersohn nicht mit ihm eines Sinnes sei und nicht mit ihm dieselben Personen als Feinde und Freunde betrachte, sondern die hasse, die der König liebte, die liebe, die er verabscheute, und Mitleid habe mit denen, gegen die er unbeugsam und unerbittlich war. 46 (9.) Da die Vornehmen, die auf den Jüngling [p. 88 M.] mit scheelem Blicke sahen, einmal dadurch einen Anlass gewonnen hatten – sie waren sich bewusst, dass er einst ihre Freveltaten ihnen gedenken und zur geeigneten Zeit sie bestrafen werde –, träufelten sie in das bereitwillig geöffnete Ohr des Grossvaters bald hier bald dort unzählige Verleumdungen, so dass sie ihn selbst mit der Furcht erfüllten, er könnte durch ihn seiner Herrschaft beraubt werden. „Er wird dich angreifen“, sagten sie, „er denkt durchaus nicht gering von sich, immer macht er sich etwas zu schaffen, vor der Zeit trachtet er nach der Herrschaft, den einen schmeichelt er, anderen droht er, tötet ohne Rechtsverfahren, verachtet deine getreuesten Diener. Was zauderst du also? willst du nicht verhindern, was er zu tun gedenkt? Ein grosser Vorschub für die Angreifer ist das Zaudern der heimlich Bedrohten“. 47 Während sie dies dem Könige ausmalten, entwich Moses in das benachbarte Arabien, wo er gefahrlos leben konnte; zugleich bat er Gott, die einen aus ihrer hilflosen Lage zu retten, und die anderen, die keine Gelegenheit zu kränkendem Uebermut hatten vorübergehen lassen, nach Gebühr zu bestrafen und ihm selbst die doppelte Gnade zu gewähren, dass er beides erlebe.

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/018&oldid=- (Version vom 1.8.2018)