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Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn

„schloß der Herr mit Abraham einen Bund, indem er sprach: Deinem Samen werde ich dieses Land geben.“ (1 Mos. 15, 18.) 314 Welches Land kündet er, wenn nicht das vorhergenannte,[1] auf das er sich bezieht? (das Land), dessen Frucht ist das sichere und bestimmte Erfassen der Weisheit Gottes, derzufolge Er seinen getreuen Verwaltern[2] unversehrt (vom Bösen) alle Güter aufbewahrt, die denen entsprechen, die den Unsterblichen zuteil werden. – 315 Zum Schluß heißt es daselbst: „Von dem Fluß Ägyptens bis zu dem großen Fluß Euphrat“, womit uns kundgetan wird, daß die Vollkommenen von dem Körper, den Sinnen und den organischen Teilen, ohne die man nicht leben kann, die Anfänge (die elementaren Kenntnisse) haben, denn sie sind in dem mit dem Körper verknüpften Leben zur Ausbildung nötig; daß aber ihre Endziele zur Weisheit Gottes gehen, dem wahrhaft großen Strome, der mit Freude und Wonne[3] und anderen Gütern angefüllt ist. 316 Nicht mit den Worten: „von dem Strome Euphrat bis zum Fluß Ägyptens“ gibt die Schrift die Lage des Landes an, denn sie läßt nicht die Tugend zu den körperlichen Affekten hinabsteigen; sondern umgekehrt: „von Ägypten bis zum großen Euphrat“, denn von den sterblichen Dingen aus geht die Veredlung zu den unvergänglichen.

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/81&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Vgl. oben § 98 u. 99.
  2. Für das unverständliche τομεῦσιν liest Mang. nach Marklands Konjektur τιμῶσιν. Ich denke, passender wäre ταμίαις. Seinen treuen Dienern, die die ihnen von G. anvertrauten Güter sorgfältig bewahren und verwalten (oben § 74 u. 102ff.), wird auch herrliches Gut und Glückseligkeit aufbewahrt. Vielleicht denkt Philo an Ps. 31, 20. Schwierig bleibt immerhin am Ende des Satzes τὴν γένεσιν.
  3. Philo leitet vielleicht Euphrat von εὐφραίνειν ab (Mangey). Andere Deutungen des Wortes s. All. Erkl. I 72 und Anm.