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Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn

erst geschmolzen, löst es sich dann in Tropfen auf –, von der Luft den Duft, vom Feuer die Glut, und zweitens die Zusammensetzung aus Weihrauch, Galban, Seenagel und Myrrhe ein Symbol der Elemente ist; dann der Tisch zur Dankabstattung namens der vergänglichen Schöpfungswerke,[1] denn Brote und Gußopfergefäße werden auf ihn gelegt (4 Mos. 4, 7), die alles Nahrungsbedürftige notwendig braucht; schließlich der Leuchter zur Danksagung im Namen aller Himmelsbewohner, damit sich kein Stück von der Welt [p. 505 M.] der Undankbarkeit schuldig mache, damit wir vielmehr einsehen, daß jedes Einzelne in ihr Dank abstattet, die Elemente und die Schöpfungswerke, nicht nur die auf der Erde, sondern auch die im Himmel vorhandenen.[2] [47] 227 Es verdient aber erwogen zu werden, warum die Schrift wohl die Maße des Tisches und des Räucheraltars bekannt gegeben, doch kein Maß für den Leuchter verzeichnet hat; sicherlich deswegen, weil die Elemente und die vergänglichen Schöpfungswerke, deren Symbole der Tisch und der Räucheraltar sind, meßbar sind, da sie von dem Himmel begrenzt werden – denn stets ist das Umfassende das Maß für das Umfaßte –, während der Himmel, dessen Symbol der Leuchter ist, von unendlicher Größe ist. 228 Denn er wird von keinem Körper umfaßt, weder von einem gleich großen, noch von einem unendlichen, auch nicht – nach Moses' Ansicht – von etwas Leerem[3] wegen der bei der Weltverbrennung[4] gefabelten Wunderdinge. Seine Grenze ist vielmehr Gott, sein Lenker und Steuermann. 229 Wie Er, das „Seiende“, unumfaßbar ist, so ist auch das von ihm Begrenzte nicht mit den zu unserer Erkenntnis gelangten Maßen zu bestimmen; und vielleicht hat er – der Himmel –, da er kreisförmig und vollends zu einer Kugel abgerundet ist, keinen Anteil an Länge und Breite.

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Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/61&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Über ἀποτελέσματα s. § 209.
  2. Vgl. Leben Moses' II, 101ff.
  3. Nach der stoischen Lehrmeinung ist jenseits der Welt das unbegrenzte Leere (κενόν). Vgl. Über d. Pflanzung § 7 Anm. 3.
  4. Nach derselben ist das Feuer das Urelement, aus dem die anderen Elemente und die Welt entstanden ist. Diese bleibt nicht ewig, sondern geht wieder, wenn es der Gottheit gefällt, in Feuer auf, worauf wieder aus diesem eine neue bessere Welt geschaffen wird. Gegen diese Weltverbrennung oder Feuerwerdung wendet sich Philo besonders in der Schrift „Über die Ewigkeit der Welt“. Über diese „Feuerwerdung“ und die Art und Weise, wie die Verwandlung erfolgen soll s. Diels, Doxographi Graeci S. 284, Arnim Stoic. Vet. frgm. II 596ff.