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Philon: Über die Trunkenheit (De ebrietate) übersetzt von Maximilian Adler

setzen alles, Unwichtiges und Wichtiges, zu diesem in Beziehung und verlangen deshalb Oberküchenmeister und Obermundschenken und Oberbäcker in ihren Diensten zu haben, das heißt Leute, die in jedem Zweige ihres Berufes zur höchsten Vollendung ausgebildet sind. 217 Denn die buntesten Sorten von Gebäck aus Getreide, von Honigkuchen und von anderem zahllosen Backwerke, Sorten, die nicht nur durch die Verschiedenheit des Teiges, sondern auch durch die Art der Zubereitung und durch die Form zur Berückung nicht nur des Geschmackes, sondern sogar des Gesichtes mit überflüssiger Mühe verfertigt sind, besorgen die hervorragenden Meister der Bäckerei. 218 Was mit der Prüfung des Weines zusammenhängt, wie er sich schneller im Körper verteile und kein Kopfweh verursache und im Gegenteil[1] mit Blüten und wohlriechenden Gewürzen zu versetzen sei, ob er die Mischung mit viel oder wenig Wasser vertrage,[2] ob er zu einem starken und kräftigen oder zu einem milden und leichten Getränke[3] geeignet sei, und alles derartige gehört zu den Obliegenheiten der Obermundschenken, die hierin die denkbar äußerste Vollkommenheit in ihrer Kunst erreicht haben. 219 Gewandt in der abwechslungsreichen Zubereitung und im Anrichten von Fisch, Geflügel und ähnlichem sowie in der schmackhaften Würzung aller anderen Zukost sind die Kochkünstler, hochgelehrt in ihrer Wissenschaft; sie sind tüchtig, abgesehen von all dem, was sie gehört und gesehen haben, auf Grund ihrer steten Übung und Beschäftigung mit den Erfordernissen eines schwelgerischen und üppigen, eines nicht lebenswerten Lebens, tausend andere (Gerichte) neu zu ersinnen.

[53] 220 Diese alle freilich sind, wie sich gezeigt hat, Eunuchen, Unfruchtbare in der Weisheit; aber ein Mundschenk war es, mit dem der den Bauch beherrschende Geist,[4] seine Versöhnungsfeier begeht; denn außerordentlich liebt das Menschengeschlecht den Wein und


  1. Der Text dieser Stelle scheint nicht heil zu sein, ihr Sinn ist unklar.
  2. Da hier ein Glied der Alternativen zu Ende ist, wird eine Interpunktion verlangt.
  3. Wendlands Vermutung πότον würde eher ein Trinkgelage bezeichnen; dagegen scheinen mir σύντονος und πρᾷος mehr auf die Qualität eines Getränkes zu gehen; deshalb behalte ich die handschr. Lesart ποτὸν bei.
  4. Pharao als Vertreter derjenigen Geistigkeit, die ihr Reich im Niederen hat. – Das Komma nach βασιλεύς verleitet leicht zu der Auffassung, daß der νοῦς als solcher in dem hier gemeinten Sinne über den Bauch herrsche, und bliebe daher besser fort.
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Philon: Über die Trunkenheit (De ebrietate) übersetzt von Maximilian Adler. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloEbrGermanAdler.djvu/074&oldid=- (Version vom 21.5.2018)