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Philon: Über die Trunkenheit (De ebrietate) übersetzt von Maximilian Adler

bewohnen wie sie. [27] 104 Wenn daher der von diesem Erlebnis Betroffene sagt, in dem Heerlager des Körpers seien die Stimmen des Krieges insgesamt, während die dem Frieden liebe Ruhe weitab verbannt sei, so stimmt ihm die heilige Schrift zu; denn sie behauptet nicht, es sei kein Geschrei des Krieges, sondern nur kein solches, wie es nach der Meinung einiger (Leute) Sieger oder Besiegte haben, wohl aber ein solches, wie es ganz gut von Menschen kommen könne, die vom Weine beschwert und bedrückt seien. 105 Denn die Worte: „Das ist nicht die Stimme von Menschen, die ob ihrer Stärke einen Gesang anstimmen“, sind gleichbedeutend mit: „von Menschen, die im Kriege ihrer Feinde Herren geworden sind”; Stärke ist ja doch die Ursache des Siegens. Auf solche Art stimmt, wie ihn (die heilige Schrift) einführt, der weise Abraham nach der Niederwerfung der neun Könige: der vier Leidenschaften und der fünf Sinnesfunktionen,[1] die der Natur zuwider erregt wurden, ein Danklied an und sagt folgende Worte: „Ausstrecken will ich meine Hand zum höchsten Gotte, der den Himmel und die Erde gegründet, daß ich vom Faden bis zum Schuhriemen[2] nichts nehmen werde von allem, was dein ist“ (1 Mos. 14, 22. 23). 106 Er zeigt dabei, wie ich meine, auf die ganze Schöpfung, Himmel, Erde, Wasser, Luft, auf die Lebewesen zugleich und die Pflanzen; denn zu jedem von ihnen müßte derjenige, der alle Tätigkeit seiner Seele auf Gott richtet[3] und von ihm allein alle Förderung erhofft, sagen: Nichts von dem Deinen werde ich empfangen, nicht von der Sonne das Tageslicht, nicht vom Monde und den anderen Gestirnen das Licht zur Nachtzeit, nicht von der Luft und den Wolken den Regen, nicht vom Wasser und der Erde Trank und Speise, nicht von den Augen das Sehen, nicht das Hören von den Ohren, nicht von der Nase den Geruch, nicht vom Speichel im Munde das Schmecken, nicht von der Zunge das Sprechen, nicht von den Händen das Geben und Nehmen, nicht das Nahen


  1. Näher wird das von Philo ausgeführt Ü. Abrah. § 236ff. – Auf dieselbe Erzählung der Bibel bezieht sich § 24 unserer Schrift.
  2. Die Philo-Handschriften geben gegenüber der Lesart der LXX σφυρωτῆρος für die Form σφαιρωτῆρος den Ausschlag, vgl. auch den Text Leg. alleg. III 24.
  3. Ιn der Erklärung derselben Genesis-Stelle, Alleg. Erkl. III 24, wird χείρ als ψυχικὴ πρᾶξις ausgelegt und der Unterschied zwischen ἄλογος und λογικὴ φύσις aus ihr herausgelesen. In unserer Schrift werden aber gegenübergestellt θεός : τὸ γεγονός und ὁ ὤν, αἴτιος πάντων : σώματα τὰ ὧν ἐστιν αἴτιος.
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Philon: Über die Trunkenheit (De ebrietate) übersetzt von Maximilian Adler. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloEbrGermanAdler.djvu/043&oldid=- (Version vom 21.5.2018)