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Philon: Über das Zusammenleben um der Allgemeinbildung wegen (De congressu eruditionis gratia) übersetzt von Hans Lewy

auf den Gegensatz zwischen dem Sophisten und dem wahren Philosophen hin (§§ 127–139).

C. 1 Mos. 16, 4b: „Und (Sarah) sah...“ Die Wissenschaft (ἐπιστήμη) begreift schärfer als die Fertigkeit (τέχνη) die Gegenstände der sinnlichen Welt. Durch ihre Definitionen hat sie erst das Mittel für eine sichere Erkenntnis geschaffen (§§ 140–145). Erörterung über das Verhältnis der Einzelwissenschaften zur Philosophie (§§ 146–150).

V. 1 Mos. 16, 5/6. Auf die Klage der Tugend (Sarah), die sich vom Weisheitsschüler (Abraham) verlassen fühlt, erklärt dieser, daß er sie stets als seine edelbürtige Gemahlin und Herrin geachtet habe (§§ 151–157).

VI. 1 Mos. 16, 6. Der Ausdruck „Und sie peinigte ihn“ bedeutet keine körperliche Züchtigung, sondern bezieht sich auf die geistige und physische Kasteiung des Tugendschülers. Zur Bestätigung dienen die Verse: 5 Mos. 16, 3 (das Brot der „Peinigung“, § 161). 2 Mos. 12, 8 (das Bitterkraut, § 162). 2 Mos. 15, 23ff. (Quelle der Bitterkeit, §§ 163–169). 2 Mos. 23, 29. 3 Mos. 2, 11 (Ungesäuerte Brote, § 169). 5 Mos. 8, 2 (Hunger in der Wüste, § 170ff.). Prov. 3, 11f. (§ 177). 2 Mos. 22, 22 (§§ 178/179).

[Philos Auffassung der Verbindung Abrahams mit Hagar beruht:

1. auf der Übersetzung der LXX von 1 Mos. 16, 2. Während nach dem Urtext Sarai den Abram bittet „komme doch zu meiner Magd; vielleicht erhalte ich Kinder von ihr“, läßt LXX sie sprechen „vielleicht wirst du mit ihr Kinder zeugen“. Durch diese Übersetzung entfällt die Voraussetzung des Textes, daß Abram in seiner Beziehung zu Hagar der Sarai treu bleibt und ihr zuliebe handelt.

2. auf kennzeichnenden Eigentümlichkeiten der griechischen Anschauung von der Ehe. Die Bibel bezeichnet 16, 3 die Hagar ausdrücklich als „Frau Abrams“, obwohl sie unter den „Nebenfrauen“ 25,6 mitverstanden ist; auf ihren Sohn Ismael kann das Wort ממזר‎, das meist ungenau mit Bastard übersetzt wird, nicht angewandt werden. Nach griechischer Anschauung dagegen, mit der Philo ständig rechnet, ist eine Vollehe nur mit einer freien Bürgerstochter möglich; Hagar aber ist „Ausländerin“ und Magd; also kann sie nur als Nebenfrau gelten, und die Kinder aus einer solchen Verbindung sind nicht echtbürtig (γνήσιοι, ἀστοί), sondern Bastarde (νόθοι). So häufig nun in Griechenland derartige Verhältnisse zwischen Herr und Sklavin waren (natürlich ohne

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über das Zusammenleben um der Allgemeinbildung wegen (De congressu eruditionis gratia) übersetzt von Hans Lewy. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 03. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloCongrGermanLewy.djvu/003&oldid=- (Version vom 20.11.2016)