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Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn


sieht Philo noch darin, dass er beim Tode Saras seiner Trauer um den Verlust der ausgezeichneten Gattin nicht in massloser Weise Ausdruck gab, sondern wie ein echter Weiser das rechte Mass darin zeigte (§ 255–261). Die heilige Schrift selbst erteilt ihm das höchste Lob, wenn sie von ihm sagt, dass „er Gott glaubte“, dass er auf Gott allein vertraute, nicht auf körperliche und äussere Güter; denn das Vertrauen auf Gott ist das einzig sichere und untrügliche Gut des Menschen (§ 262–276).


LEBENSBESCHREIBUNG DES WEISEN, DER DURCH UNTERWEISUNG ZUR VOLLKOMMENHEIT GELANGTE, ODER DAS ERSTE BUCH DER UNGESCHRIEBENEN GESETZE, ODER UEBER ABRAHAM

[II p. 1 M.] [1] 1 Das erste Buch der in fünf Büchern niedergeschriebenen heiligen Gesetze trägt die Benennung und die Ueberschrift „Genesis“; es erhielt diese Bezeichnung von der Weltschöpfung, die es im Anfang beschreibt, wiewohl darin viele andere Dinge enthalten sind: alles was auf Frieden oder Krieg Bezug hat oder auf Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit oder Hungersnot und Ueberfluss oder auf die bedeutsamsten Vernichtungen der Erdgeschöpfe durch Feuer oder Wasser oder auf das Gegenteil, das Wachstum und Gedeihen der Tiere und Pflanzen infolge der guten Mischung der Luft und der Jahreszeiten und das der Menschen, die teils tugendhaft teils sündhaft gelebt haben. 2 Allein da diese Dinge teils Bestandteile teils Veränderungen der Welt sind, die Welt aber das vollkommenste und umfassendste ist, so hat er (Moses) nach ihr das ganze Buch benannt. Wie nun die Weltschöpfung dargestellt ist, haben wir in dem vorhergehenden Buche, soweit es möglich war, gründlich erörtert. 3 Da wir jetzt die Gesetze der Reihe [2 M.] nach und in richtiger Aufeinanderfolge erklären müssen, so wollen wir die besonderen als die Abbilder zunächst noch beiseite lassen und zuerst die allgemeineren, die gleichsam die Urbilder sind, erläutern. 4 Es sind dies die Männer, die tadellos und sittlich gelebt haben, deren Tugenden in den heiligen Schriften verewigt sind, nicht blos zu ihrem Ruhme, sondern auch um die Leser anzuregen und zu gleichem Eifer hinzuleiten. 5 Denn die beseelten und vernünftigen Gesetze


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Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloAbrGermanCohn.djvu/6&oldid=- (Version vom 14.12.2019)