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Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn

stehende „wohltuende“ (Kraft) vor, die „Gott“ heisst, die dritte die auf der andern Seite stehende „herrschende“, die „Herr“ genannt ist. 125 Die höchste Charakterstufe dient dem für sich selbst ohne irgend jemand Seienden und lässt sich durch nichts anderes davon abziehen, weil ihr Streben einzig und allein auf die Verehrung des Einzigen gerichtet ist; von den beiden andern tritt die eine dem Allvater nahe und wird mit ihm vertraut durch die wohltuende Kraft, die andere durch die regierende Kraft. 126 Was ich damit meine, ist folgendes. Sobald die Menschen wahrnehmen, dass manche sich ihnen unter dem Vorwande der Freundschaft nähern, um Vorteile zu erjagen, blicken sie sie misstrauisch an und wenden sich von ihnen ab, da sie die geheuchelte Schmeichelei und Freundlichkeit wie etwas sehr Schädliches fürchten. 127 Gott aber, der ja keinen Schaden erleiden kann, ruft freundlich alle zu sich, die ihn aus irgendwelchem Grunde ehren wollen, und weist überhaupt keinen zurück; er offenbart vielmehr denen, die Ohren in der Seele haben, gewissermassen folgendes: 128 „Der erste Preis ist für solche ausgesetzt, die mir um meinetwillen dienen, der zweite aber für solche, die es um ihrer selbst willen tun, entweder weil sie Gutes zu erlangen hoffen oder weil sie die Erwartung hegen, Befreiung von Strafen zu finden; denn wenn auch der Dienst der letzteren des Lohnes wegen erfolgt und nicht uneigennützig ist, so bewegt er sich nichtsdestoweniger innerhalb göttlicher Kreise [20 M.] und schweift nicht draussen umher. 129 Für solche nun, die mich um meinetwillen ehren, wird eine Belohnung ausgesetzt sein, wie sie Freunden zukommt; jene, die aus eigennützigen Gründen (mir dienen), erhalten zwar nicht denselben Lohn, aber doch einen solchen, dass sie nicht für Fremde angesehen werden. Denn ich nehme sowohl den freundlich auf, der an meiner wohltuenden Kraft Anteil haben will, um Gutes zu erlangen, als auch den, der aus Furcht meine herrschende und gebietende Macht sich günstig stimmt, um Strafe von sich abzuwenden; weiss ich doch sehr wohl, dass sie nicht schlimmer sondern besser werden, wenn sie in ununterbrochener Gottes Verehrung lautere und reine Frömmigkeit üben. 130 Denn wenn auch die Beweggründe

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Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloAbrGermanCohn.djvu/33&oldid=- (Version vom 11.5.2019)