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Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn

unglücklich sind, so sind die durchaus glücklich, denen es gelingt ihm wohlgefällig zu sein. [7] 36 Nachdem er den Mann wegen solcher Tugenden gepriesen, fügt er treffend hinzu, dass „er vollkommen war in seinem Zeitalter“ (1 Mos. 6,9). Damit will er sagen, dass er nicht ganz und gar, sondern im Vergleich zu seinen Zeitgenossen tüchtig war[1]. 37 Denn bald soll anderer weiser Männer Erwähnung geschehen, die eine durch keinen Wetteifer geschmälerte Tugendhaftigkeit besassen, die nicht Schlechten gegenübergestellt oder eines Beifalls und Vorzuges darum gewürdigt wurden, weil sie besser als ihre Zeitgenossen waren, sondern weil sie eine glückliche Natur besassen und diese sich unverändert bewahrten, nicht indem sie bösen Bestrebungen aus dem Wege gingen, sondern indem sie ihnen überhaupt nicht anheimfielen. von vornherein übten sie in Wort und Tat das Gute und schmückten so ihr Leben. 38 Am bewunderungswürdigsten sind also jene Männer, die ihren freien und edlen Trieben folgten, die nicht aus Nachahmung anderer oder im Gegensatz zu anderen, sondern an und für sich das Schöne und Rechte billigten; bewunderungswürdig ist aber auch der Mann, der sich vor seinem Zeitalter auszeichnete und mit dem, was die meisten erstrebten, keine Gemeinschaft hatte; dieser wird den zweiten Rang einnehmen, jenen aber wird die Natur den ersten Preis zubilligen. 39 Der zweite Rang ist aber auch etwas Grosses; denn was ist nicht gross und hochwichtig von dem, was Gott [p. 7 M.] darbietet und verleiht? Ein sehr deutlicher Beweis dafür ist die ausserordentliche Gnade, die diesem (Noah) zuteil wurde. 40 Denn da jene Zeit eine Fülle von Ungerechtigkeiten hervorbrachte und jedes Land und Volk, jede Stadt und Familie und jeder für sich von bösen Bestrebungen erfüllt war, da alle freiwillig und vorsätzlich wie in einem Wettkampf um

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Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloAbrGermanCohn.djvu/14&oldid=- (Version vom 9.3.2019)
  1. Auch der Midrasch findet in dem Worte בדרתיו‎ „in seinen Zeiten“ eine Einschränkung. Manche legen es zu seinem Tadel, manche zu seinem Lobe aus. Zu seinem Tadel: im Vergleich mit seiner Umgebung konnte Noah als gerecht und vollkommen gerühmt werden, nicht aber im Zeitalter eines Moses oder Samuel. Zu seinem Lobe: trotz seiner sündhaften Umgebung war er gerecht, aber im Zeitalter eines Moses oder Samuel wäre er es noch viel mehr gewesen. Beresch. R. c. 30.