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ihm als Material ja nur Sträucher zur Verfügung standen, sehr zustatten kamen. Bäume gibt es auf Kerguelenland nicht. Dafür erreichen jedoch einzelne Straucharten eine beträchtliche Höhe und Stärke.

Nach drei Wochen hatte Peter Strupp sich völlig auf seiner Ansiedlung eingelebt. Er, der von Jugend an eine unbezähmbare Abenteuerlust verspürt und der alles und nichts gelernt, der von jedem Handwerk, jedem Zweige der Wissenschaft eine Ahnung hatte und dem Mutter Natur sowohl einen praktischen Sinn als auch Tatkraft, Mut und eine unverwüstlich gute Laune beschert hatte, – er fühlte sich in seinem grünen Tale vorläufig sehr wohl. „Kommt Zeit, kommt Rat,“ sagte er sich stets, wenn er unwillkürlich Sehnsucht nach bewohnten Gegenden, nach der deutschen Heimat und seinen Eltern empfand, die sich bescheiden in einem Fischerdorfe an der Ostsee durch einen Kramladen ernährten. „Kommt Zeit, kommt – vielleicht ein Schiff, das in der Nähe der Küste vor Anker geht und auf das ich mich vielleicht als blinder Passagier einschmuggeln kann.“ So beschwichtigte er das Gefühl des Verlassenseins, die Sehnsucht nach Menschen.

Und – das Schiff kam wirklich!




2. Kapitel.
Die Najade und ihre Geheimnisse.

Es war am 9. Oktober, als Peter Strupp von der Höhe der Felsenküste aus weit im Norden einen großen Dampfer gewahrte, der sich sehr langsam den Gestaden der Howe-Insel näherte. Diese gehört zu den Kerguelenland westlich vorgelagerten Eilanden.

Gerade am Tage zuvor hatte er den Bau eines Bootes aus Robbenfellen, die er über ein Gerippe aus starken Zweigen gespannt hatte, beendet. In diesem wenig zuverlässigen Nachen wagte er sich dann nach der Howe-Insel hinüber, um den Dampfer besser beobachten zu können.

Das Verhalten dieses Schiffes, das nur wenige

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W. Belka: Peter Strupp, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Peter_Strupp,_der_Str%C3%A4fling.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)