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der in der Südecke des Tales merkwürdigerweise in einem niedrigen Felsloche spurlos verschwand.

Peter Strupp beschloß also, dem grünen Tale, wie er es taufte, einen Bewohner zu geben. Nachdem er es in allen Teilen genau in Augenschein genommen hatte, ließ er sich in einer schmalen, keilförmigen Schlucht auf einen Stein nieder und begann behaglich den Rest der Konserven, die er von dem Rennboote mitgenommen hatte, zu verspeisen. Dabei überlegte er so allerlei und führte halblaute Selbstgespräche, wie es seine Art war.

In der Schlucht gedachte er sich eine Hütte aus Steinen zu errichten, die ihn vor den Unbilden der Witterung schützen sollte. Zur Zeit – er war am 8. September 1895 auf der Insel angekommen – herrschte bereits recht mildes Wetter. Er wußte, daß nur die Monate Mai bis August hier die Winterzeit darstellten und starke Kälte und Schneestürme brachten. Das hatte er von den französischen Offizieren auf dem Transportdampfer durch vorsichtiges Ausfragen erfahren.

Die mittlere Jahrestemperatur auf Kerguelenland beträgt nur 5 Grad, und in den Wintermonaten sind 20 Grad Kälte durchaus keine Seltenheit. Die Rauheit des Klimas wird noch durch häufige Nebel erhöht, die oft so dicht sind, daß man auf wenige Schritt einen Schuß nur noch als schwachen Knall hört.

Nachdem Peter Strupp sich in Gedanken seine Behausung möglichst praktisch entworfen hatte, stellte er ebenso in Gedanken ein Eigentumsverzeichnis auf. Er besaß: Einen grauleinenen, vollständigen Anzug nebst Unterzeug und derben Lederschuhen, ferner ein großes Stück Segeltuch, in dem er folgendes von dem Motorboot „entliehen“ hatte (abgesehen von der Seekarte): Ein Fernglas besten Systems, zwei große eiserne Schraubenschlüssel, einen Hammer, ein kleines Beil, zwei Tischmesser mit schwarzer Holzschale, eine Flasche Benzin, ein Benzinfeuerzeug, einen Öltuchmantel, ein Holzkästchen mit Nägeln und Schrauben

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Peter Strupp, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Peter_Strupp,_der_Str%C3%A4fling.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)