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(trostloses Land) getauft hatte, bevor sie ihren jetzigen Namen nach ihrem Entdecker, dem französischen Seefahrer Kerguelen-Tremarec erhielt, da erst fühlte er sich ganz geborgen und traf Anstalten zu einem längeren Verweilen auf der Insel. Wie lange er hier würde ausharren müssen, wußte er nicht. Vielleicht Jahre – vielleicht nur Monate. Das hing ja davon ab, ob er Kerguelenland zu Schiff mit der sicheren Aussicht verlassen konnte, nicht an Frankreich als Schwerverbrecher ausgeliefert zu werden.

Als Schwerverbrecher! Und dabei hatte er doch den Mord, dessen man ihn während seiner Dienstzeit bei der Fremdenlegion in Algier beschuldigt hatte, nie begangen. Er hatte eben verurteilt werden sollen, um für alle Zeiten in Neu-Kaledonien zu verschwinden – er, der nur Legionär geworden, damit er das eigentliche Wesen dieser Söldnertruppe genau studieren konnte, und der dann leichtsinnig genug gewesen war, scharfe Artikel gegen die Legion zu schreiben und deutschen Zeitungen zu verkaufen. So war es gekommen, daß der Unteroffizier Peter Strupp des 1. Fremden-Regiments zum Tode verurteilt und dann zu lebenslänglicher Verschickung „begnadigt“ wurde, – begnadigt!

All diese Erlebnisse rief Peter Strupp sich nochmals ins Gedächtnis zurück, während er nun gemächlich nach Süden zu die große Insel durchwanderte und dabei Ausschau nach einem Orte hielt, wo er sein Heim aufschlagen konnte.

Auch jetzt hatte er Glück. Am dritten Marschtage morgens entdeckte er auf der nach Osten zu sich erstreckenden Bismarck-Halbinsel im nördlichsten Teile, der von felsigen Hügelketten durchzogen wurde, ein tiefes, geschützt liegendes und recht unzugängliches Tal, wo der steinige Boden durch die Feuchtigkeit bereits so weit verwittert war, daß sich dort eine Menge Sträucher und Gräser angesiedelt hatten, die dem weiten Felsenkessel ein freundlicheres Aussehen verliehen. Außerdem gab es hier auch eine Quelle, die sich infolge ihres Wasserreichtums schnell zu einem Bach verbreiterte,

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W. Belka: Peter Strupp, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Peter_Strupp,_der_Str%C3%A4fling.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)