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ihm um, winkte aufgeregt mit der Hand und wiederholte mehrmals mit voller Lungenkraft:

„– Ein Mensch – ein Mann – ein Mann!“

Gleich darauf hatten die beiden die Stelle erreicht, wo die Wellen des letzten Sturmtages einen Menschen auf eine flache Platte der Eisbarriere hinaufgeworfen hatten.

Der Mann lag mit ausgebreiteten Armen, das Gesicht nach unten, da. Er war in einem Anzug von Robbenfellen gekleidet, hatte derbe Stiefel an und eine Fellmütze über die Ohren gezogen.

„Ein Opfer des Orkans,“ sagte Jakobsen leise. „Der Tote scheint ein Robbenschläger zu sein. Weiß der Himmel, wie er gerade an diese Küste in der jetzigen Jahreszeit gelangt ist. Vielleicht ist hier gar ein Robbenfänger gestrandet.“

Karl hatte zögernd die mit einer Eiskruste halb bedeckte Hand des Mannes ergriffen und in der Hoffnung, daß doch vielleicht noch Leben in dem regungslosen Körper sei, nach dem Puls gefühlt.

„Wahrhaftig – das Herz schlägt noch – ich fühle den Puls ganz schwach,“ rief er jetzt und kniete auf der Eisplatte nieder. „Da – kein Zweifel – der Mensch hier ist nicht tot, überzeugen Sie sich selbst, Jakobsen.“

Eine Viertelstunde später lag der Bewußtlose unten in der Höhle im Zelte der Gefährten auf weichem Fellager und wurde von dem langen Matrosen und dem Schiffsjungen mit groben Tüchern und einer Bürste so derb bearbeitet, daß die Haut bald feuerrot anlief. Trotzdem wollte der Ärmste nicht wieder zu sich kommen. Eine halbe Stunde lang hatten die beiden den nackten Leib des Mannes nun schon gerieben. Da verlangte Jakobsen von dem Dicken, der faul wie immer zuschaute, die Kanne mit Spiritus. Schulk reichte sie ihm, und wieder begann das Kneten und Reiben, jetzt aber ergänzt durch häufiges Anfeuchten der Haut mit Spiritus. Dies half. Zuerst kam’s nur wie ein Seufzen über des Ohnmächtigen Lippen. Dann hob sich die Brust in ein paar krampfhaften

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W. Belka: Peter Strupp, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Peter_Strupp,_der_Str%C3%A4fling.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)