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stehenden Schiffsjungen lockte die beiden Matrosen beschleunigten Schrittes herbei: Karl wies nun mit der Hand in die Tiefe des dunklen Schlundes, der einen Durchmesser von etwa fünf Meter hatte, und erklärte ganz aufgeregt:

„Ist es nicht mehr als merkwürdig, daß diese Öffnung in dem Gletscher nach oben zu sich trichterförmig erweitert und daß hier die Ränder dieses Kessels feucht sind, wo wir doch jetzt gegen Abend eine recht beträchtliche Kälte haben?! Deutet dies nicht darauf hin, daß aus diesem Loche warme Luft aufzusteigen scheint? – Und wenn dem so ist, Kameraden, – muß man daraus nicht weiter schließen, daß die Gesteinmassen, über die dieser Gletscher hier hinwegwandert, an dieser selben Stelle ebenfalls eine Spalte oder ein Loch haben müssen, dem die Wärme entquillt! Dürfte es sich daher nicht verlohnen, den Versuch zu wagen, ob wir diese seltsame Erscheinung ihrer wahren Ursache nach nicht vielleicht aufklären können?“

Inzwischen hatte Jakobsen sich bereits auf das milchige Eis des Gletschers lang hingelegt und den Kopf über den Rand des Trichters gestreckt.

„Ich höre dort unten ein Rauschen wie von fließendem Wasser,“ sagte er eifrig. „Karl, Du wirst wohl recht haben mit Deiner Vermutung! Gehen wir der Sache jedenfalls auf den Grund! Flink, dreht das Stück Segeltuch, das ich als Bündel schleppe, zu einem Strick zusammen! Ich bin der längste von Euch, vielleicht kann ich in das Loch hinabklettern. Die Wände sind voller Risse, in denen ich mich gut festhalten kann.“

Die Abenddämmerung war mittlerweile so stark geworden, daß man von den tieferen Teilen des Gletscherloches nichts wahrnehmen konnte. Der dicke Schulk warnte daher auch vor einem solchen Abstieg ins Ungewisse. Doch Jakobsen blieb bei seinem Entschluß, und gleich darauf glitt er an dem zusammengedrehten Segel, dessen eines Ende Schulk und der Schiffsjunge festhielten, abwärts, klammerte sich dann

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W. Belka: Peter Strupp, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Peter_Strupp,_der_Str%C3%A4fling.pdf/18&oldid=- (Version vom 1.8.2018)