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an Bord der Najade aus deren aus Fellen neben dem Golde bestehenden Ladung gefertigt worden war, bis ins innerste Mark erschauern. – Jakobsen hatte soeben geäußert, er schätze die Temperatur auf zehn Grad unter Null, und der dicke Schulk hatte darauf mit klappernden Zähnen gerufen: „Zwanzig Grad sind’s!“ als Karl plötzlich nach rechts abschwenkte und einem in einer Gletscherabzweigung dunkel gähnenden, großen Loche zueilte, das Jakobsen entgangen war. Bis jetzt hatte man nur hier und da Gletscherspalten angetroffen, die eine längliche Form besaßen, aber noch keine, die wie dieses Loch dort fast kreisrund war und dazu noch muldenartig ohne scharfe Ränder sich in die Tiefe des Eises hineinzog.

Um unseren jungen Freunden und Lesern das Folgende verständlicher zu machen, wollen wir hier ganz kurz einiges über die Entstehung der Gletscher oder Eisströme anführen. – Schneemassen, die nie zum Auftauen kommen, bilden infolge des Druckes in ihren unteren Teilen Eisschichten, die durch Vergrößerung der darüber lastenden Schneemasse ständig dicker werden. Liegen diese Eisschichten nun auf abschüssigem Boden, so setzt sich das ganze Eis- und Schneegemenge, sofern es eine bestimmte Dicke erlangt hat, infolge des Eigengewichts talabwärts in Bewegung. Die Bewegung ist natürlich nur eine sehr geringe, beträgt zum Beispiel beim Unteraargletscher jährlich etwa sieben Meter. Diese wandernden, mit einer Schneeschicht an ihren höchsten Stellen bedeckten Eismassen nennt man Gletscher. Erreichen sie nun bei ihrer Abwärtsbewegung einen Punkt, wo der Einfluß der Sonnenstrahlen größer ist als die dem Eisstrome entstrahlende Kälte, so schmilzt der Gletscher und eilt als Gletscherbach weiter zu Tal. Die Dicke solcher Gletscher ist sehr verschieden. So hat der Naturforscher Heim den 24 Kilometer langen und 1,8 Kilometer breiten Aletschgletscher auf eine durchschnittliche Dicke von 200 Meter geschätzt.

Nun zurück zu unseren drei Abenteurern.

Ein lauter Zuruf des am Rande des Eisloches

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Peter Strupp, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Peter_Strupp,_der_Str%C3%A4fling.pdf/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)