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wenig erforscht wie Kerguelenland. Niemand hat an dieser ungeheuren Aufhäufung von Eismassen ein Interesse. Über die Größe der Insel ist nichts Sicheres bekannt. Sie ist jedenfalls langgestreckt und dürfte bei einer Breite von vier Meilen eine Länge von 10 bis 12 Meilen haben. Überaus gebirgig, steigt sie etwa in der Mitte zu einem gewaltigen, auf 2000 Meter Höhe geschätzten Bergmassiv an, das nach dem ehemaligen deutschen Kaiser „Kaiser Wilhelm-Berg“ benannt ist und von dessen Abhängen sich die riesigen Gletscher nach der Küste hinabziehen. –

Die drei Gefährten waren am Spätnachmittag, nachdem sie bisher auch nicht eine einzige Planke am Ufer entdeckt hatten, an eine tiefe Bucht gelangt, die sie zwang, sich dem mächtigen Berge bis auf kurze Entfernung zu nähern und dabei verschiedene Schneefelder zu überqueren, die zum Glück für die bereits recht ermüdeten Wanderer mit einer harten Kruste versehen waren, so daß man ein Versinken in einer verwehten Spalte oder einen Sturz in einen durch den Schnee nur lose überbrückten Abgrund nicht zu fürchten brauchte.

Jakobsen marschierte voraus. – Der Salzsack machte den Beschluß des kleinen Zuges, war aber auch der, der am meisten stöhnte und wehklagte und in gelegentlichen Ausrufen zu erkennen gab, daß er mit dem Leben abgeschlossen habe und keine Rettung aus dieser verzweifelten Lage erwarte. Selbst Jakobsens Mut und Zuversicht waren längst dahingeschwunden. Er beherrschte sich jedoch und ließ nur hin und wieder einen Seufzer hören, der seine innersten Gedanken verriet.

Der Schiffsjunge blieb der hoffnungsvollste. „Nur nicht verzagen,“ munterte er wiederholt die Gefährten auf. „Drei Tage haben wir Zeit! Es wird sich schon etwas finden, das uns Hilfe bringt!“

Zu allem Unheil verstärkte sich jetzt noch der bis dahin recht gelinde, wenn auch eisige Südwind und ließ die drei Unglücklichen bald vor Kälte, trotz der steten Bewegung und trotz der Pelzbekleidung, die noch

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W. Belka: Peter Strupp, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Peter_Strupp,_der_Str%C3%A4fling.pdf/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)