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sehr bald wieder und holte sie ab, – vielleicht.

So standen sie jetzt schweigend da – wohl eine halbe Stunde lang. Die Kälte des feuchten Eises teilte sich ihren Füßen mit, kroch höher und höher. Sie merkten es nicht. Sie konnten immer noch nicht glauben, daß es so viel Gemeinheit und Heimtücke in einem menschlichen Herzen geben könne, wie sie sich in dieser Handlungsweise August Wends offenbarten. Sie waren keine schlechten, verderbten Burschen, diese beiden 21 jährigen Matrosen, hatten sich nur durch die Aussicht auf die lockenden Schätze der Najade blenden und von dem elenden Steuermann verführen lassen.

Neben der leeren Hoffnung, die in ihren Seelen jetzt die Angst vor der Wirklichkeit etwas beschwichtigte, wurden noch andere Gedanken in ihnen rege: Selbstvorwürfe und Reue! – Wie aus einem Rausch, der alles Gute in ihnen zeitweise erstickt hatte, erwachten sie nun ganz allmählich, erkannten, daß sie sich als Werkzeuge eines brutalen Schurken hatten ausnutzen lassen und begriffen jetzt selbst kaum, auf welche Weise der Steuermann es fertiggebracht hatte, sie in ihrem ganzen Wesen so vollständig zu verwandeln.

Jakob Jakobsen, ein sehr langer, dürrer Mensch mit einem abschreckend mageren, von Seeluft und Sonne braun gebeizten Gesicht, war’s dann, der zuerst seinem übervollen Herzen durch die leisen Worte Luft machte:

„Du, Salzsack (das war Georg Schulks Spitzname, den er seiner geringen Körpergröße und seiner Wohlbeleibtheit verdankte), wir sind ’n paar richt’ge Schapsköppe gewesen, daß wir dem verd… Kerl so auf den Leim krabbelten! Wenn mein ehrlicher Vater daheim wüßte, was sein Jüngster hier für Sachen mitbefingert hat, – na, ich sag’ Dir: er würd’ wohl trotz meiner Jahre noch ein Tauend’ nehmen und mit mir auf Klopfdeutsch reden! Und das mit Recht! Ich hätt’s verdient! Pfui Deubel, daß wir uns dazu hergegeben haben! Ich schäme mich jetzt in meine schwarze Seele hinein.“

Worauf der Salzsack eifrig nickte und erwiderte:

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Peter Strupp, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Peter_Strupp,_der_Str%C3%A4fling.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)