Theophilus Neuberger: Personalia, Bey der Fürstl. Leichbegängnüß am 30. Septembr. 1651 auff den Cantzeln nach der Leichpredigt zu verlesen | |
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Leib Medicus dergestalt betretten worden / daß er Jhr. Fürstl. Gn. umb 3. Vhr nachmittags / vmd den Schaden zu besichtigen / auffgewecket / da hat sich solcher mit dem kalten Brand umdfangen / dergestalt angegeben / daß ermelter Medicus mit beyhabendem Chirurgo hieruber nicht vnzeitig in grosse Sorge vnd Schrecken gerathen / vnd nach dem grosse Mattigkeit / Ohnmacht vnnd der kalte Schweiß mit zugeschlagen / ihr eusserstes angewendet / damit diesen gefährlichen vnd tödtlichen Zufällen möchte gewehret werden.
Jh. F. G. welche die gefahr ohne sonderbahre Veränderung wol wargenommen / haben hier auff den Churfürstlichen Prediger Herrn Pilgerum fordern lassen / vnd nechst vorhergangenen Christlichen Vnterredung / auch gethaner stattlichen Glaubensbekäntnüß vnnd Erklärung dero gemüths / mit vnnd neben dero Frawen Tochter der Churfürstin sampt andern Adelichen Personen das Heyl. Abendmal empfangen / vnd dero darob empfindende jnnigliche Hertzensfrewde vnd Vergnügung dem Prediger mit einem frölichen gesicht vnnd diesen worten zuverstehen gegeben / Sie weren nun allerdings wol zu frieden/ GOtt zu folgen / wie es ihme beliebig vnd gefällig seyn möͤge. Förters haben Jh. F. Gn. Jhr Hauß bestellet / im vbrigen aber alles mit grosser gedult / auch mit einem solchen standhafftigen vnd vnerschrockenem Gemüth ertragen / vnd Jhre Fürstl. Augen nimmer von der Wunden gewendet / daß Sie auch einmahlden[1] Chirurgum, als derselbe des schneidens ermüdet war / mit diesen Worten hertzhafftig zugesprochen / er solte nur / wann ers nötig zu seyn erachtete / getrost zuschneiden / Sie woltegern alles leyden. Vnd hierauff war J. F. G. höchster Wunsch dieser / daß der Allmächtige GOtt nur solange Jhr das Leben fristen wolte / daß Sie ihren herzhochgeliebten Herrn Sohn noch einmal
Theophilus Neuberger: Personalia, Bey der Fürstl. Leichbegängnüß am 30. Septembr. 1651 auff den Cantzeln nach der Leichpredigt zu verlesen. /, Kassel 1651, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Personalia,_Bey_der_F%C3%BCrstl._Leichbeg%C3%A4ngn%C3%BC%C3%9F_am_30._Septembr._1651.pdf/18&oldid=- (Version vom 18.3.2024)
- ↑ ist im übertragenen Sinne als das Einschneiden des Chirurgen in den Körper zu verstehen. Eigentlich beschreibt das Verb das Zermahlen von Korn zu Mehl.