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Ja, wie viele unnütze nichtssagende Worte und höchstübertriebene Ausdrücke, leere Komplimente, grobe Schmeicheleien und offenbare Lügen werden nicht beständig, unter dem Namen von Höflichkeitsbezeigungen, von männlichen und weiblichen Personen in ihrem Umgange gebraucht! O! meine Freunde! Woher nehmet ihr die Beispiele zu einem solchen Betragen? Welche Stellen aus den Schriften der heiligen Männer Gottes können solche Dinge rechtfertigen? Aber ich muß euch noch näher kommen, und euch euer eigenes Bekenntniß vorhalten. – Dienet euch Christus, zu dessen Namen ihr euch bekennet, hierin zum Muster? Oder richtet ihr euch nach jenen Heiligen der Vorzeit, die in Einöden wohnten, und „deren die Welt nicht werth war?“ [1] Oder glaubt ihr in den Fußstapfen jener Christen zu wandeln, die, aus Gehorsam gegen die Lehre und nach dem Vorbilde des Lebens ihres Meisters, dem Ansehen der Person entsagten und die Moden und Gebräuche, die Ehre und Herrlichkeit dieser vergänglichen Welt verließen? Der Christen, die sich nicht durch äußere Geberden, Höflichkeitsbezeigungen, Komplimente etc., sondern durch „einen stillen und sanften Geist“ [2] auszeichneten, der mit Mäßigkeit, Tugend, Bescheidenheit, Ernst, Geduld und brüderlicher Liebe geschmücket war? Denn darin bestanden in jenen Zeiten des Christenthumes die wahren Ehrenzeichen und einzigen Merkmaale der Würde und des Adels der Christen. Und sehen wir uns nicht eben darum, weil wir ihnen und nicht der Welt in ihren Gebräuchen nachahmen, von Andern verachtet und verhöhnet? Sagt uns doch aufrichtig, machen nicht Romane,


  1. Ebr. 11, 38.
  2. 1 Petri 3, 4.
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Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/210&oldid=- (Version vom 1.8.2018)