Gattinnen beizulegen. Jetzt wird in Frankreich der Bauer hinter dem Pfluge Monsieur, und seine Frau Madame genannt, und in England nennt man jeden Handwerker Sir, d. h. Herr, und seine Frau Mistress welches Wort ebensoviel als das französische Madame ausdrückt. So wirksam haben sich Stolz und Schmeichelei in allen Zeitaltern bewiesen, indem der erstere immer gern nahm, was die letztere gern gab; nämlich: sogenannte Achtung und Ehre.
§. 6. Man wird jedoch vielleicht einwenden, es sey nicht mehr als billig, daß man sich einem üblichen Gebrauche unterwerfe, und wir handelten demselben gerade entgegen. Hierauf läßt sich aber leicht, und mit mehr Wahrheit, erwiedern, daß wir freilich in vernünftigen oder in gleichgültigen und unschädlichen Dingen dem Gebrauche nachgeben können; allein in unvernünftigen und unerlaubten ihm keine Herrschaft über uns einräumen dürfen. Der Gebrauch kann weder Zahlen noch Geschlechter verändern, und ist folglich eben so wenig im Stande, den Begriff der Mehrheit mit einzelnen Wesen zu vereinigen, als er männliche in weibliche oder einzelne in tausende verwandeln kann. Soll aber dennoch der Gebrauch über unser Betragen entscheiden, so kann diese Entscheidung nur zu unsern Gunsten ausfallen; denn da der Gebrauch selbst nichts anders als ein altes Herkommen oder eine alte übliche Sitte ist, so kann ich mich dreist auf den Gebrauch aller Völker vom Anfange der Welt her berufen; und möge dann die Sitte der Vorzeit diese Frage entscheiden, ob die gegenwärtige Verwirrung in der Welt: zu einer einzelnen Person statt du, ihr oder sie zu sagen, nicht eine Neuerung ist. Man verstehe
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/205&oldid=- (Version vom 1.8.2018)