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und enthält. Gott läßt über die Stolzen Demüthigungen, über die Geizigen Verluste, über die Ungehorsamen Züchtigungen ergehen; diese entfernen zu wollen, hieße die Beförderung des Verderbens, nicht des Heils der Seele suchen.

Die sinnliche Welt betrachtet und beurtheilt Alles nur nach sinnlichen Begriffen; und nur zu Viele, die für erleuchtet gehalten seyn wollen, sind geneigt, den Fügungen der Vorsehung falsche Namen zu geben. So pflegen sie, zum Beispiele, Trübsale Gerichte, und Prüfungen, die köstlicher als das so sehr geliebte Gold sind, Unglück zu nennen, indem sie, im Gegentheile, den Beförderungen der Welt den Namen: Ehre, und dem Besitze ihrer Güter, den der Glückseligkeit beilegen; da diese doch, wenn sie es auch in einem Falle seyn mögen, in hundert andern, – wie sehr zu befürchten ist, – von Gott als Gerichte, wenigstens als Prüfungen, für ihre Besitzer, zugelassen werden. Es ist daher schwer zu entscheiden, was der Mensch behalten, verwerfen oder begehren soll; eine Aufgabe, die nur Gott seiner Seele auflösen kann. Denn da Gott unsere Bedürfnisse besser kennt, als wir sie selbst einsehen, so kann er auch besser uns, als wir ihm, sagen, was wir nöthig haben. Deswegen ermahnte Christus seine Jünger, daß sie lange Gebete und Wiederhohlungen vermeiden sollten, indem er ihnen sagte: „Euer himmlischer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet.“[1] Und darum gab er ihnen auch ein Muster des Gebets; aber nicht, wie Einige der Meinung sind, daß er jenen menschlichen Liturgien zum Texte dienen sollte, die unter allen religiösen


  1. Matth. 6, 7. 8.
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Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)