Seite:PatkanjanDreiErzählungen.pdf/78

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nur wie ein Knabe und glaubte, alle Leute wären so redlich wie er. Gott weiss, vielleicht war ihm nun einmal so ein Schicksal beschieden und es war ihm unmöglich dem Unglücke aus dem Wege zu gehen. Mairam brachte den Ring und als ihn der Schurke nur erblickte, riss er ihr ihn sofort aus der Hand und steckte ihn sich auf den Finger.

„Was das für ein hübsches Ding ist!“ sagte er schmunzelnd. „Wie das glänzt, was für ein seltener Ring, was für ein wunderschöner Brillant! Was soll ich dir für diesen Ring geben? Verkaufe ihn mir. Mir gefällt er ausserordentlich, ja, ohne Scherz, verkaufe ihn mir … Nein, wir wollen es anders machen. Ich will dir dafür aus meinem Laden allerlei Waren zu sehr billigem Preise geben. Ja, sehr billig, es soll mich der Schlag rühren, wenn ich etwas dabei verdienen will. Ich verkaufe dir alles zum Einkaufspreise, und wenn du willst, gebe ich dir noch am Rubel zehn Kopeken Rabatt.“

„Nein, lieber Herr!“ sagte Mairam verlegen, „kann man denn ein Andenken vom Kaiser und einem so hohen Würdenträger verkaufen? Wir haben es ja auch nicht nötig. Wir sind ja keine Juden, die alles verschachern und zu Gelde machen, was ihnen in die Hände kommt. Sind wir denn solche arme Schlucker,

Empfohlene Zitierweise:
Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)