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habe in meinem Leben viele schöne Mädchen gesehen, aber ein schöneres niemals. Ihr Name war Takusch.

Mit Erlaubnis der Mutter betraten wir den Garten, wo wir uns mit gutem Obste gütlich thaten und am Dufte der vielen Blumen ergötzten. Gegen Mittag kam Sarkis aus dem Laden und lud mich zum Mittagessen ein, während dessen meine Blicke fortwährend auf die schöne Takusch gerichtet waren … Ach, unvergessliche Jahre, wie schade, dass sie so schnell vergangen sind!

Zwei oder drei Monate später fuhr ich hinunter ans Schwarze Meer und trat dort bei einem Kaufmann in die Lehre. Seit dieser Zeit war ich vierundzwanzig Jahre lang nicht in meiner Vaterstadt und alles, was ich jetzt eben erzählt habe, ist bei meiner Begegnung mit Hripsime blitzschnell in meiner Erinnerung erwacht.

Die Alte stand immer noch an der Stelle des zugeschütteten Brunnens und scharrte mit ihrem Stocke im Boden herum.

„Nun, Muhme Hripsime, wo ist denn jetzt Sarkis und seine Familie?“ fragte ich.

„Hast du ihn denn gekannt?“ fragte sie verwundert.

„Ja, ein wenig,“ entgegnete ich.

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/62&oldid=- (Version vom 1.8.2018)