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Ich schaute Sarkis an, ob er nicht mit mir scherze, aber nein, in seinem Gesichte war keine Spur von Scherz zu bemerken. „Esst Ihr wirklich die Leber selbst?“ fragte ich. „Was wunderst du dich denn?“ entgegnete er, „ist denn die Leber nicht zum Essen?“ „Hunde fressen Lebern,“ sagte ich verletzt und wandte mich ab, denn Sarkis kam mir in jenem Augenblicke wie ein Leichenfresser vor.

Nach einer Weile kam ein hübscher, anständiger Knabe in den Laden. „Mama hat mich hierher geschickt, um das, was du auf dem Basar gekauft hast, abzuholen,“ sagte er. „Auf dem Herde ist längst Feuer.“ Ich erfuhr nun, dass dieser Knabe Toros, Sarkis’ Sohn war. Schon am Gesichte erkannte ich, dass Toros ein guter Junge war und ich gewann ihn von Herzen lieb. „Hier mein Söhnchen, nimm das!“ sagte Sarkis und reichte ihm den Korb, den ich bei Seite gestellt hatte. Toros blickte hinein und als er die Leber erblickte, sagte er: „Wir werden heute zum Mittagessen Pastete haben?“ dann setzte er die Mütze auf und wollte weggehen. „Toros!“ rief ihm der Vater zu, „nimm Melkon mit, führe ihn zu uns nach Hause und spiele mit ihm wie mit einem Bruder!“

Ich war sehr erfreut über diese Einladung und ging mit Toros hinaus. Als wir bei Sarkis’

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/60&oldid=- (Version vom 1.8.2018)