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In unseren Zeiten war von der Cholera gar nichts zu hören … Allerdings kam es vor, dass man manchmal Bauchweh bekam, aber dagegen gab es gute Mittel. Da ging man zum Quacksalber, kaufte für ein paar Groschen Galläpfel, zerstampfte sie im Mörser zu Pulver, schlug das durch ein Sieb, schüttete es in Wasser und wenn man zwei, drei Gläser davon getrunken hatte, da war auch das Bauchweh vorbei. Auch das Fieber kam vor, doch denke nicht, dass es so häufig vorkam, wie jetzt. Nein, sehr selten; die früheren Frauen hatten immer alle möglichen Arzneimittel in Bereitschaft. Von Chinin wusste man damals gar nichts. Ja, zu unseren Zeiten kurierten wir mit Wermut und bittern Mandeln und wir wussten, wie wirs eingeben sollten …

„Ach, du mein Himmel, das will mir nicht aus dem Kopfe! Für wen mag man wohl geläutet haben? Ach, ich Tölpel! Da war ja vor einer Weile der Ladenjunge vom Äpfelwakim bei uns; hätte ich ihn doch gefragt! Ach, wie ich zerstreut bin!

„Nun aber, ich habe dich gelangweilt! nimm mir’s nicht übel!“

„Warum eilst du denn? Sitze noch etwas, wir wollen ein Bissel plaudern, du hast ja keine Kinder zu Hause!“

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)