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mich mit Lachen an und sagten: „Nun was, gnädiger Herr, der hat Ihnen Ihr Täubchen entführt! Geben Sie uns hundert Rubel und wir wollen sie einholen, denn sonst sehen Sie das Mädel in Ihrem Leben nicht mehr wieder!“ Doch niemand half mir, ich wandte daher meine zornigen Blicke gen Himmel, und was sehe ich! Marie schwebt in der Luft und hinter ihr her jagt der Offizier, um sie zu erhaschen. „Marie, Marie!“ rufe ich, „komme herunter!“ „Nein!“ sagte sie, „ich gehe in den Himmel, denn auf der Erde sind böse Menschen!“ „Marie!“ fuhr ich fort, „fürchte niemand!“ „Nein, ich komme nicht,“ sagte sie, „dort unten wollen mir alle schaden.“ „Marie, also du liebst mich nicht, du hast meiner vergessen, um Gottes Willen, komm herunter, geh’ nicht in den Himmel!“ „Und wirst du mich nicht töten?“ fragte sie mich, herunter schwebend. „Nein, nein!“ antwortete ich. Sie war so abgeschwächt, dass sie sich nur mit Mühe in der Luft halten konnte. Plötzlich schlug sie um und fiel herab und schlug vor meinen Füssen mit dem Kopfe zu Boden. Ich neigte mich zu ihr und sah, dass sie regungslos war und nicht mehr atmete. „Sie ist tot!“ schrie ich erschrocken und erwachte. Was denkst du, Johannes, was kann dieser Traum bedeuten?“

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/163&oldid=- (Version vom 1.8.2018)