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Die beiden Weiber schauten wie vordem teilnahmslos auf dieses erschütternde Schauspiel und brachten nicht ein einziges Wort des Mitleids hervor. Mehrere Minuten verblieb das Mädchen in derselben Lage und ich fing schon an, mich um sie zu beunruhigen, doch plötzlich fasste ich Mut, näherte mich ihr und brachte sie endlich durch Worte des Trostes und Beileids zum Bewusstsein zurück.

Ohne das geringste Sträuben stützte sie sich auf meinen Arm und stand auf. Auf ihrem Gesichte war die vorherige Verzweiflung nicht mehr sichtbar und sie schien beruhigt zu sein.

Zu meinem Glücke war das Grab nicht tief. Ich stieg also hinein und bat den Kutscher, mir beim Hineinsenken des Sarges behülflich zu sein. Von der Kälte waren meine Hände so erstarrt, dass, als ich den Sarg ergriff, dieser mir beinahe aus den Händen gerutscht wäre. Trotzdem ging unsere Arbeit dieses Mal leichter von statten als beim Herunterheben vom Wagen.

Als wir endlich den Sarg ins Grab gesenkt hatten, stieg ich heraus, füllte meinen Hut mit Erde und reichte ihn dem Mädchen dar, indem ich es bat, der frommen Sitte gemäss eine Hand voll Erde auf den Sarg der

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)