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Taschentuche die mit rotem Zwirn eingenähten Buchstaben M. W., was einen mächtigen Eindruck auf mich machte, denn die Buchstaben waren auch die Anfangsbuchstaben meines Namens. Wollte der blinde Zufall mit mir scherzen oder wollte mich die Vorsehung auf unsichtbaren Wegen mit ihr zusammenführen?

Wie sollte ich mir unser Zusammentreffen auf der Brücke erklären? Dann das Mitgefühl mit diesem Mädchen, das in jedem andern Falle, ohne den geringsten Eindruck auf mich zu machen, an mir vorüber gegangen wäre, meine ritterliche Aufopferung, als ich den Sarg aufhielt, die Zeichen auf dem Taschentuche dieses wunderschönen Mädchens, alles dies kam mir sonderlich vor. Mehrere Male schaute ich die Zeichen an und traute kaum meinen Augen, denn alles, was um mich her vorging, schien mir ein Traum zu sein.

Doch nein, alles war wie vordem, ich stand auf dem lutherischen Friedhofe, nicht weit von mir der Leichenwagen mit dem Sarge, dann das schöne Mädchen mit ihrem betrübten Antlitze, meine Hand war verwundet und mein Körper zitterte vor Kälte.

Ich wollte mich schon dem Mädchen nähern und sie um Aufklärung dieses sonderbaren

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/113&oldid=- (Version vom 1.8.2018)