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Abbt Trithemius (so sich Anno 1504. in dem Pfältzisch-Bäyerischen Krieg / mit deß Closters Sponheim / Büchern / (dergleichen Bibliothec damahlen keine in Teutschland gewest seyn solle /) und den besten Sachen / mehrer Sicherheit halber / hieher begeben) redet / Creutzenacht / verwandelt hat. Das Rathhauß / und der Pfaltzhoff / seynd allda auch zu sehen. Graf Johann von Sponheim hat den Metzgern allhie / wegen eines Metzgers von Creutzenach / Michel Mort genant / ein sonderlich privilegium ertheilt / welcher ihme in einer Schlacht so treulich beygestanden / ihn auß seiner Feind Hände / mit seinem eigenen Blut erlöst / mehr als 20. mit seinem Schwerd erlegt / und mitten hindurch ihme ein Bahn gemacht / und endlich / als er von Menge der Feinde unterdruckt / nicht mehr stehen können / auff den Knien / noch fünff getödtet / und viel verwundet hat; deme zu Ehren besagter sein Herr hernach ein steinern Bild offentlich auffrichten lassen; so geschehen Anno 1279. bey Gentzingen / nicht weit von Sprenglingen / wegen deß Castels Beckelnheim / so Graf Heinrich von Sponheim / dem Bischoff Werner von Mäyntz / ohne seines Brudern / gedachten Graf Johanns / Bewilligung / verkaufft hatte; wie bey dem viel angezogenen Trithemio, mit mehrerem hievon zu lesen. Anno 1334. hat Churfürst Baldewin von Trier diese Stadt vergebens belagert / das Land aber ringsherumb biß an die Pforten übel verderbet. Anno 1365. war Auffruhr allhie der Burgerschafft wider den Rath / also daß auch derselbe an den geweiheten Orthen / vor dem Pöfel / nicht sicher gewesen. Als solche gestillt / seynd 4. von den Hauptanfängern gefangen / und auff deß Grafen von Spanheim Befelch geköpfft worden. Anno 1458. ist vom zerflossenen Schnee / allhie ein solch Gewässer entstanden / daß die Nahe in die Pfarrkirchen geloffen / dieselbe gantz mit Wasser gefüllt / etliche Altär umbgerissen / die Wänd auffgelöst / die Grabstein hinweg geflösset; und die Kirch schier gar zu Grund gerichtet hat. Anno 1500. seynd zu Creutzenach / und in den umbliegenden Dörffern; auch zu Bingen / Mäyntz / Sobernheim / Meysenheim / und andern Orthen Teutschlands / viel / und seltzame Creutz / gesehen worden / an der Menschen Hembder / Schleyer / Tischtücher / Leylach; auch an denen / so in den Kisten verschlossen gewesen / und an der Altär Zierde / von unterschiedenen vermischten Farben / als wann Fett darunter wäre / so sich nicht außwäschen liesen / sondern biß auff den 9. oder 10. Tag verblieben / da sie selbst verschwunden seynd. Zwey Jahr hernach ist ein grosses Sterben darauff erfolgt. Anno 1504. hat Landgraf Wilhelm auß Hessen alles / so Chur-Pfältzisch umb Creutzenach herumb gewesen / greulich verwüstet / wie abermals beym gedachten Trithemio zu lesen; der auch in einer Epistel / Anno 1507. zu Würtzburg abgeben / sagt / daß M. Georgius Sabellicus, so sich den jüngern Faustum, Item fontem Necromanticorum, Astrologum, Magum secundum, Chiromanticum, agromanticum, pyromanticum, in hydra arte secundum, selbsten titulirt, eine kurtze Zeit / allhie / den Schuldienst versehen habe / als er durch Frantzen von Sickingen hieher befördert worden. Anno 1620. im Herbstmonat / als Marggraff Spinola / mit dem Burgundischen / und der Marggraf von Brandenb. Ohnspach / mit der Union Volck / bey Oppenheim / ein halbe Meil von einander / vergebens gelegen / hat unterdessen der Graf von Embden / auß Befelch deß besagten Spinolae, sich / mit sechs tausend zu Fuß / und etlich Cornet Reiter / zuruck gewendet / und vor Creutzenach gelagert / die Pforten mit einer Petarden eröffnet / und die Stadt den 10. dieses eingenommen: Und weil er deß andern Tags Alzei auch bekommen / ist ein grosser Schrecken / und Fliehen / zu Heydelberg entstanden / daß wann 2. Cornet Reiter dahin gelangt / die Stadt / und / so Spinola fortgesetzt hätte / die gantze Unter-Pfaltz übergangen wäre; wie ein gewester Professor zu besagtem Heydelberg schreibet. Folgends ist ein Spanische Regierung / unter Don Guilielmo Verdugo allhie zu Creutzenach gewesen. Anno 1632. mitten im Hornung / hat der König auß Schweden / von Mäyntz auß / Volck und Geschütz nach Creutzenach commandirt / so damals mit einer starcken Spanischen Guarnison besetzt war; und ist der König / mit Pfaltzgraf Friederichen / selber gefolgt; und hat zwar die Stadt mit Sturm erobert; aber die Besatzung im Schloß hat sich hertzhafft gewehret / und

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Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_043.jpg&oldid=- (Version vom 24.9.2022)