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Altzheim / Alzei.

Alceia, oder Alzeia, und in den Fürstlichen Rescriptis Alzey / oder Altzeya, ist ein berühmte Stadt in der Pfaltz / so allbereit zu der Römer Zeit solle gestanden / und ihnen von den Francken / als sie in Galliam gezogen / abgenommen; hernach von Pipino wieder auffgerichtet worden seyn; wie dann zu der Caroliner Zeit eines Alahesheym / Alaisheim / oder Alesheim gedacht wird; wiewol diese Stadt nie also geschrieben worden zu seyn gefunden wird / und sonsten ein kein kleiner Fleck / am alten Rhein / dieses Nahmens / mit 2. Kirchen / so sein vorige Grösse anzeigen / gelegen ist / welchen vor Zeiten der Rhein befeuchtet / aber folgends seinen Lauff geändert hat: Daß also die Stadt Alzei etwas neuer seyn wird. Es hat allhie ein Schloß auff der Ebne / eine Pfarrkirch / und ein Augustiner Closter / so aber Anno 1551. vom Pabst der Hohen Schul zu Heydelberg zum halben Theil einverleibt / und ewig eigenthumlich übergeben worden; zusambt dem Antonier Hauß allhie / wiewol solches nachmals zum Weltlichen gezogen / und zum Ochsen-Hauß gemacht / auch also genant worden; wie in einem geschriebenen Bericht stehet. Es ist ein Burggräflich Churpfältzischer Sitz in dieser Stadt allwegen / und seynd über die 50. Jahr die Freyherren von Winneberg allda Burggrafen gewesen. Es hat das gantze Göw / zwischen Wormbs / und Creutzenach / sambt dem Ampt / von dieser Stadt den Nahmen / so ein flach / und eben Land / über die massen fruchtbar an Wein / und Kornfrüchten / und rechnet man dieses Alzeymer Göw für das beste / nach dem Elsas / in Teutschland. Und mag solches wol ein reiche Kornscheuer der Pfaltz genant werden; darinn alles voll schöner Orth; und gehören 4. Clöster in solchem Göw auch nach Heydelberg / besagter Hohen Schul Gerardus de Roo schreibet am 63. Blat / des 2. Buchs seiner Historien / daß die Stadt Altzheim / Anno 1298. vom Käyser Alberto gewonnen / und verbrant worden seye. Umbs Jahr 1370. unter dem Käyser Carolo IV. ist in grossem Ansehen allhie gewesen ein gelehrter Mann / Conradus de Altzeya genant / von deme Trithemius im Buch de Scriptoribus Ecclesiasticis, zu lesen; welcher auch sagt / daß dieser Orth 3. Meilen von Wormbs gelegen / mit der Geistlichen inspection, unter das Ertzstifft Mäyntz gehörig seye. In dem Bäyerisch-Pfältzischen Krieg Anno 1504. ist diese Stadt vom Landgrafen in Hessen hart angefochten / und sehr viel Dörffer darumb her verbrant worden. Anno 1556. ist Pfaltzgraf Churfürst Friederich der Ander allhie gestorben. Anno 1620. nahm Marggraf Spinola / im Nahmen deß Käysers / diese Stadt ein. Ward folgends von den Schwedischen; dann von den Spanischen wieder erobert. Anno 1639. nahmen sie / sambt Creutzenach / Castellaun / Bern-Castel / Oppenheim / und Bacharach / die Weimarische / und Frantzosen ein. Es ward aber Alzey / die Stadt / kurtz nach Eingang deß Hornungs Anno 1640. und darauff auch das Schloß / von den Spanischen abermals mit accord erobert / und wurden in die 100. Soldaten / so mit ihren 20. Befelchshabern / Sack und Pack / nach Bobenheim / über Rhein daselbsten zu setzen / begleitet. Anno 1644. ist sie wieder in Frantzösischen Gewalt kommen. Was für 2. Zeichen im Jahr 1642. da vorgangen / und wie es Blut geregnet / auch der Abgestorbenen spectra vom Gottesacker biß an die Stadtthor kommen / und Wehe / Wehe / geruffen / das ist in tomo 4. Theatri Europaei fol. 697. und 972. zu lesen: Daselbsten auch am 697. Blat stehet / daß / obwoln in der Untern-Pfaltz / man in Religionssachen keines sondern Zwangs sich gebrauchet / so seye doch im Ampt Altzen Anno 1642. von Spanischer Regierung anbefohlen worden / daß die Unterthanen sich alle Feyertäge zur Predigt / bey einer gewissen Straff / einstellen sollen. Nicht weit von Altzheim ligt der hohe Berg / Dorsberg / Tonnersperg / oder Taunus,

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_017.jpg&oldid=- (Version vom 25.9.2022)