kranke Nonne heilt. Die Geilheit der Pfarrer und der Nonnen ist überhaupt in einer außerordentlich beträchtlichen Zahl von Volksgedichten verspottet. Der Bauer, der den Pfarrer in der Kammer bei seiner Frau findet, läßt ihn dort halb verhungern oder schlägt kräftig drein. Und den Mädchen wird geraten, nicht Nonne zu werden. Sonst fielen sie den Pfaffen zum Opfer.
Aber auch über andere Berufe zirkulieren viele erotische Volkslieder. Von dem Kesselflicker singt man:
Ein Kesselflicker, dem ’s gut geht,
Verdient sein täglich Brot.
Wenn er sein Handwerk nur versteht,
So leid’t er keine Not.
Und er macht sich gar nichts draus
Tra tri trallalla –
Und flickt alle Pfannen aus.
Tra tri juchhe!
Die schönen Weiber rufen ihn in ihre Häuser und drücken ihm Taler in die Hände. So geht’s fast allen herumziehenden Handwerkern. Sie sind der begehrte Liebling der Frauen. Am heftigsten wird dem Kaminfeger nachgestellt, der denn auch soviel zu tun hat, daß er die Alte, die ihn auch beansprucht, verschmäht.
Außerdem giebt es zahllose Lieder, die mehr oder weniger witzig gereimte Anekdoten erzählen. Eins beginnt:
Hans Ostwald (Hrsg.): Erotische Volkslieder aus Deutschland. Eberhard Frowein, Berlin [1910], Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostwald_Erotische_Volkslieder_aus_Deutschland.djvu/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)