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Liebesflehn

Es bricht die dunkle Nacht herein,
Wenn alle Leute schlafen ein
Und alle Leute gehn zur Ruh,
schließen ihre Augen zu.

5
Wer steht da drauß’ und klopfet an,

Der mich so leis aufwecken kann?
Es ist der Herzallerliebste dein.
Schatz steh auf, lasse mich herein.

Ich steh’ nicht auf, lasse dich nicht herein,

10
Bis Vater und Mutter schlafen sein;

Der Vater sitzt beim kühlen Wein,
Der wird bald betrunken sein.

Ach Schatz, ach Schatz, lasse mich herein,
Ich möcht’ so gerne bei dir sein,

15
Zu küssen deinen roten Mund

Tausend mal in einer Stund.

 Mitteldeutschland


Rösleins Unglück

Röslein ging einmal spazieren,
Hinaus in grünen Wald,
Was traf sie da zu ihrem Vergnügen,
Ein Jüngling von schöner Gestalt.

5
Schön und reizend war der Jüngling

Und sein Wuchs war schlank.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Ostwald (Hrsg.): Erotische Volkslieder aus Deutschland. Eberhard Frowein, Berlin [1910], Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostwald_Erotische_Volkslieder_aus_Deutschland.djvu/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)