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Der Autor hat Unglück im Sturm auf Columbo. 131

Der Raht gefiel wohl / und wurden in der Still drey Compagnien Rohr gecommandiret, und dem / der es erst besteigen würde / funfzig Reichsthaler versprochen; machten Uns darauf mit Sturmleitern im Namen Gottes Holländer ersteigen eine Bastey.geschwind fertig / wurfen es an / und kamen unvermerckt hinauf / darauf Wir mehr nicht als acht Schwartze antraffen / darunter sieben schlieffen; die Schildwacht zwar wachte: aber samt den andern nidergemacht wurde / ehe sie entkam.

Worauf so bald Lermen wurde in der Stadt / alle Glocken angezogen / und alles in Armis lieffe auf die Bastey wieder zu / und flanquirten mit Stucken darauf / daß alles donnerte / und blitzte / und Wir abermahl in die dreyhundert verlohren / und viel Beschädigte bekamen / dabey Ich meinen Der Autor wird mit dem Schrot verletzet.Theil wieder erlangte / und von einem Stuck Schrot / von dem Wasser-Castell / am rechten Fuß getroffen wurde / daß das Knöcklein gantz entzwey war / und Ich ligend bleiben muste.

Noch ein grössers Unglück war es / daß / da man Mich wegtrug / Ich von einem jungen Meister verbunden wurde / der Seine Kunst nicht recht verstanden / und in drey Tagen also übersehen / daß das Feuer / oder der kalte Brand[WS 1] / darzu geschlagen / und die Rede schon gieng / daß man den Fuß / unter der Knyescheiben / absetzen müsse. Da nun alle Barbierer beyeinander waren / und bey solchen Fällen allzeit ein Kriegs-Officier seyn muß / der dem Herrn Gouverneur zuvor referiren, und Seinen Consens darüber Dem Autor soll man das Bein abnehmen.hohlen muß / liesse Er alle Barbierer zu Sich kommen / und sagte: Ich wäre noch ein Jungmanns / und hätte der Compagnia schon acht Jahr gedienet / allezeit meine Züg und Wacht versehen ohne Klag; ob denn kein ander Remedium wäre / als daß der Fuß verlohren gieng? Da fande Sich ein Frantzmann / der unserm Herrn versprach / noch einen Versuch zu thun / und GOtt gab Gnad und Segen / daß / uneracht Ich unerträgliche Schmertzen dulten muste / doch in einer Monatsfrist zimlich wieder heil wurde / in welchem meinen Elend obgedachter mein Landsmann / Martin Wird aber doch wieder mit Ihm besser.Gothauer / ein Apothecker / Mir viel gutes erwiesen hat / und allezeit verbinden helfen. Hoffe Ihn bald wieder auch gesund zu sehen; Denn als Ich Ihn verließ / zu Columbo / hatte Er nur noch ein Jahr der Compagnia zu dienen.

Die Belägerten wollen die Holländer wieder ausschlagen: aber vergeblich.Den 8. May fielen die Belagerten mit aller Macht auf die Bastey / unser Volck davon zu treiben; Weiln es sich aber in einer Nacht mit Arbeiten trefflich eingegraben / mit Munition, und Hand-Granaten / stattlich versehen / und gegen den Feind wieder Rauch und Dampf gab / muste Er mit gewaltigem Verlust weichen / und schry mit aller Macht: O Mutter Gottes / gedenck an Uns! Andere sagten zu einander: Das ist unser Sünden Schuld!

Den 9. May wurde ein Läuffgraben von der Bastey in die Stadt gemachet.

Das da die Portugäsen sahen / kamen Sie den 10. dito, und hatten ein Frieden-Fähnlein bey Sich / begehrten zu parlementiren,[WS 2] und die Stadt zu übergeben.

Denselben Tag noch / und folgenden 11. May / wurden diese Accords-Puncten geschlossen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. kalter Brand - auch Antoniusfeuer genannt, eine Pilzvergiftung die zum absterben der Extremitäten führte; hier ist eher Wundbrand gemeint, infolge der Blutunterversorgungen durch einen falsch angelegten Verband.
  2. parlementiren - heute bekannt als das Parlamentärsrecht, eine Unterhandlung zweier Krieg-führender Parteien.
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Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b131.jpg&oldid=- (Version vom 7.5.2020)