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Holländer haben auch in Persien Ihre Niderlag. 103

Werk zu thun / und daß Gott Sie auch von Ihren Sünden also loß machen solle / Herrn Olearii Zeugnus nach / Seiner Persianischen Reis-Beschreibung / Lib. III. Cap. 29. p. m. 309.

Was in specie der Benjanen Abgott betrifft / wollen Wir nur Wunders wegen Benjanen Abgott. mit anfügen / wie Ihn Jürgen Andersen befunden. Ich bin / spricht Er / pag. 57. in einem solchen Tempel gewesen / und gesehen / daß an der Osten-Seite / auf einem Altar an der Wand / Ihr teuflischer Abgott im Stein gehauen / und so häßlich gestaltet / daß Ich nicht weiß / ob man den Teufel abscheulicher abbilden könnte. Der Cörper hatte Meschliche Gestalt; auf dem Haupt aber vier grosse Bocks-Hörner / und zwischen diesen Hörnern eine grosse Kron. Lenden / und Schenkel / waren einem Esel gleich; unter dem Nabel war wieder ein grosses Angesicht / mit zweyen grossen Bocks-Hörnern / die Zung hieng weit heraus / zwischen zweyen grosse aufwartsstehenden Zähnen. Hinten hatte Er einen Esels-Schwantz. Zur linken Hand des Altars stund ein steinern Schälichen mit gehler Farbe / in welches die / so den Götzen-Dienst verrichtet / den fordern Finger tauchen / und damit einen Strich an die Stirn machen. Nicht viel anderst hats Mandelslo / Lib. I. p. m. 100. beschrieben / wobey gar der Abriß in Kupfer zu sehen ist / und viel andere denkwürdige Ding mehr zu lesen.

Eines können Wir nicht vorbey / darüber wohl zu lachen ist. Weil die Benjanen ja kein Vihe umbringen / und Ihr Leben so edel achten / ist es recht abentheurlich / was Iversen im 13. Cap. meldet / das Er nicht nur einmahl: sondern vielmahlen / Ochsen- und Kühe-Hochzeit. auf unterschiedlichen Dörfern / mit eben solchen Ceremonien gesehen habe. Es ist Mir bey den Heyden / spricht Er / viel Dings seltsam / lächerlich / und ungereimt / fürkommen: aber keines so sehr / als daß Sie Ochsen / und Kühe / auch Kälber / aneinander verheyrahten / und selbige mit vielen öffentlichen Ceremonien zusammen geben. Das machet / daß die arme blinde Leut glauben / daß die Seele der Verstorbenen in Beister fahren / und Ihrer verstorbenen Freund Seele auch etwa in Ihren Leibern wohnen / daß Sie Ihnen auch darinnen noch gutes erzeigen / und Sie ehren / wollen. Ich habe es vor Suratta, am Wasserstrohm / auf folgende Art gesehen. Die Kälber waren ein Jahr alt / (denn unter einem Jahr müssen Sie nicht seyn) die führten Sie / mit Stricken um den Hals gebunden / zum Revier, und hinein / wuschen sie eine gute Weile / unterdessen stund der Pfaff am Land / zu welchen die Thier ihre Köpf kehren musten / und schrye Ihnen zu / gebärdete Sich seltsam mit den Händen. Unterdessen machten die Freund auf dem Land ein Feuer an / vom gedörretem Küh-Mist / und faßten Sich rund umher. Der Pfaff gieng in den Crais zum Feuer / machte Seine Specerey zu recht / warf Sandel / Bensoë, und Aloë, ins Feuer; wann das geschehen / gieng Er wieder ans Wasser; Ihm wurden die Kälber entgegen geführet / und gehalten / doch also / daß die fördere Beine auf dem Land / die hintersten aber im Wasser stehen blieben; dann bande der Priester beyden Kälbern einen neuen Strick um den Hals / und ward der alte hinweg gethan; dann wurden die Mäuler aneinander gehalten / und der Pfaff zeichnet Sie mit einem Strich von gehler Farb an der Stirn. Darauf wurden sie etlichmahl um das Feuer herum geführet; Der Pfaff / im Crais sitzend / laß aus einem Buch mit seltsamen Gebärden; Dann stund Er auf / nahm ein kupfern Feur-Faß mit glüender Asche / warf wohlriechende Sachen darein / und beräucherte die vertrauete Beister unter dem Kopf / Bauch / und Schwantz / hernach fünfmahl ums Feuer murmelend; dann musten Sie Stert an Stert halten / welche Er auch beräucherte. Nach vollbrachter solcher Copulation, und Ceremonien, wurden Sie wieder nach Haus geführet / und

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Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)