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Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens

in das Christentum eingedrungen sind und sich auf so krasse Weise in der „Skoptensekte“ offenbaren.

Diese Sekte wurde mehrmals, wie oben erwähnt, durch die russische Regierung energisch verfolgt, doch sie kam immer wieder aus den schweren Drangsalen glücklich heraus, indem sie ihre Rettung den großen, sich in Skoptenhänden befindenden Kapitalien verdankte.

Die Skopten sind ruhige, langsame, kluge Leute mit großer Handelsbegabung. Sie sind rachsüchtig, boshaft und sehen mit Verachtung alle Menschen an, welche nicht zu ihnen gehören.

Die ersten Skopten existierten schon im ersten Jahrhundert unserer Ära und das „Siegel der weißen Taube“ war nie im Christentum verschwunden, hat sich vielmehr bis zum zwanzigsten Jahrhundert in der orthodoxen Kirche erhalten. Unter der Regierung Paul I. hat man diese Sekte besonders verfolgt und einige ihrer Familien nach Sibirien verbannt, bis hinauf in das Gouvernement von Jakutsk. Es ist dies der kälteste Teil Sibiriens, wo die Erde im Sommer nicht mehr wie 6 Zoll tief auftauen kann.

Ich kenne diese düsteren Orte der Verbannung und der Qual.

Denn hierher hat eben die russische Regierung auf lange Jahre die für sie gefährlichen revolutionären Agitatoren versandt. Es ist ein Land der Urwälder, der ungeheuer großen Flüsse, der unerforschten Sümpfe, wo sich trotzdem Oasen der Kultur befinden. Diese Oasen wurden durch die unter der Regierung Paul I. versandten Skopten angelegt. Sie haben es verstanden, sich den klimatischen Verhältnissen anzupassen, haben gelernt, Getreide und Kartoffeln zu ernten, sie auf dem Wege der Selektion zustande zu bringen, indem sie davon spezielle Gattungen zum Entwickeln brachten. Sie wollen nicht mehr nach Rußland zurückkehren, obgleich sie schon lange die Amnestie erhalten haben, denn in Sibirien ist es ihnen leichter, die Tradition ihrer Sekte aufrecht zu erhalten, die ihnen über alles geht.

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Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens. Eurasia, Wien 1924, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ossendowski_-_Schatten_des_dunklen_Ostens.djvu/75&oldid=- (Version vom 15.9.2022)