Seite:Ossendowski - Schatten des dunklen Ostens.djvu/68

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens

64

der Sonne, die Kälte, die Hoffnungslosigkeit und die Sehnsucht, die ewige Sehnsucht …

Die dunklen Hütten mit ihren kleinen Fenstern, die anstatt Glas nur undurchsichtige Fischblasen haben und auch diese mit einer dicken Eisschichte bedeckt, schauen nur zur Hälfte aus dem Schnee hervor, der fast bis zum Dache reicht. Durch diese Öffnung in der Wand fällt plötzlich in die dunkle Stube ein Mondstrahl oder ein kaum wahrnehmbarer Lichtschein.

Bedeutet nicht dieses Bündel fast unsichtbaren Lichtes den Armen in ihren frostigen, unendlich langen Winternächten etwas wie die Geburt der Sonne?

Was kann dieses Anbeten eines Loches anderes sein als ein Beten zur Sonne, die düster ist wie die Nacht des Nordpols.

Es ist ein von Gott verlassenes Land, dieses Rußland.

Empfohlene Zitierweise:
Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens. Eurasia, Wien 1924, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ossendowski_-_Schatten_des_dunklen_Ostens.djvu/68&oldid=- (Version vom 14.9.2022)