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Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens

Recht- und heimatlos ist der Burlake, hinter ihm steht dunkle Vergangenheit; kein Paß, kein Dokument bescheinigt seinen Namen, seine Herkunft, seinen Stand. Angst vor Gericht und Gefängnis treiben ihn ruhelos von Ort zu Ort. Die Städte meidet er, denn da gibt es Behörden und Polizei.

An der Wolga, an der Kama und am Dnjepr, da haust er wie ein lebendiger Leichnam.

Für die Welt, für die lichte Gemeinschaft ist er gestorben, ganz allein für sich lebt er unter seinesgleichen.

Von früh morgens bis spät abends zieht er im Haufen seiner Schicksalsbrüder am schwarzen, dicken Seil die Frachtbarken den Strom aufwärts, stumpf und wortlos, und das Seil schneidet schmerzende Striemen in Schultern und Rücken ein.

Mit ihrer heiseren Stimme summen sie uralte Räubergesänge vor sich hin, Heldenlieder über Bukatow, Rassin, Jermatz und wie sie sonst heißen mögen, die großen Räuberfürsten.

Der Haß des Burlaken gegen Staat, Kirche und Gesellschaft brennt in ihm wie eine unheilbare Wunde. Aus dem Haufen der Burlaken ging manche Räubergröße hervor, die dann zum Schrecken der Straßen, Berge und Wälder wurde und den Handel geradezu gefährdete.

Heute ist der Burlake Sowjets bester Untertan. Sein Haß ist frei und er besäuft sich mit Blut.

Die Seilstriemen auf Schultern und Rücken, dieses Stigma alter Tyrannei zahlt er nun hundert- und tausendfach heim.

Der Burlake weiß es wie keiner, wie die Gesellschaft und der Zarenhof gepraßt haben, während er geduckt und verkrochen sich an der Wolga die Füße wundging und Schulter und Rücken blutig arbeitete.

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Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens. Eurasia, Wien 1924, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ossendowski_-_Schatten_des_dunklen_Ostens.djvu/151&oldid=- (Version vom 15.9.2022)