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Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens

sich der Geist gegen die Politik des Grafen Witte und gegen den Einfluß einer mächtigen, schönen Frau, in der alle Anwesenden die … hessische Prinzessin …, die russische Zarin, zu erkennen glaubten.

Papus wurde nach dieser lapidaren, sogar für die russischen Verhältnisse zu sehr durchsichtigen Intrige gezwungen, Rußland ohne Möglichkeit einer Wiederkehr zu verlassen.


Onore.

Nicht so einflußreich wie Papus, doch nicht weniger geheimnisvoll, trat ein gewisser Onore, ein früherer bescheidener sibirischer Beamter, auf.

Diese allen unbekannte Persönlichkeit hatte während ihrer Diensijahre in Sibirien den Schamanismus der dortigen altaischen Einwohner studiert und fing auf eigene Faust seine Praktiken an, die ausnahmslos auf Massen- und Einzelsuggestion beruhten. In kurzem hatte sich die Nachricht über seine wundertätigen Heilungen verschiedener nervöser Krankheiten bis in die großen sibirischen Städte verbreitet, so daß eine Unzahl von Patienten den wundertätigen Onore aufsuchte. Dieser Umstand veranlaßte ihn, seinen Aufenthalt in Sibirien aufzugeben und ein größeres Betätigungsfeld aufzusuchen. In Petrograd angekommen, behandelte er anfangs ganz kostenlos nur die Allerärmsten, womit er seinen Ruf in der Hauptstadt begründete. Nach einer gewissen Zeit aber fing er auch an, reiche Patienten anzunehmen, von denen er sich große Honorare zahlen ließ. Da mischte sich aber die Ärztekammer in die Angelegenheit mit der Begründung, daß der Hypnotiseur kein diplomierter Arzt wäre und untergrub ihm die Ausübung jeglicher Praxis. Das Verbot wurde aber nicht eingehalten, so daß seine Praxis immer mehr zunahm und sich immer einträglicher gestaltete. Keine Behörde vermochte es, ihm entgegenzutreten, obgleich Onore manche schwere Gefährdung des Lebens und der Gesundheit auf sein Gewissen lud.

Gewisse Hofkreise, welche den Mystizismus und das Interesse der Zarin für Geheimwissenschaften immer auszunützen wußten, hatten sich Onore engagiert und ihn in die Rasputin-Gruppe eingeführt, an deren Spitze die Gräfin Ignatiew und der Fürst Putiatin standen. Von da an wurde Onore in die reaktionärsten Salons eingeladen und sogar von der Zarin empfangen, der er bei ihren Nervenanfällen mit seinen hypnotischen Umtrieben zur Seite stand.


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Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens. Eurasia, Wien 1924, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ossendowski_-_Schatten_des_dunklen_Ostens.djvu/127&oldid=- (Version vom 15.9.2022)