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ein Convent von Norbertinerinnen, der sein Haus auf der Stelle hatte, wo jetzt die St. Johanniskirche steht, gegen das Ende des 14. Jahrh. aber in Verfall gerieth und sich auflöste. – Der Nachfolger des 1140 gestorbenen Probstes Burchard war Ottino oder Otto, aus dem Hause Waldburg, der eine der ersten Stellen unter den Ministerialen des Grafen Rudolf von Bregenz bekleidet hatte, und mit der Familie der Stifter verschwägert war.[1] Er wird als der erste Abt genannt. Sein persönliches Ansehen und der Ruf der Heiligkeit, der sich von ihm ausbreitete, brachten das Kloster, bis dahin das erste Prämonstratenser-Kloster in Schwaben, so sehr in Aufnahme, daß es 200 Ordensbrüder und viele Schwestern zählte und an verschiedene Orte Pflanzungen aussendete. Schon unter Burchard 1137 wurde Wilten in Tyrol durch Rothische Norbertiner colonisirt; Ottino schickte eine weitere Anzahl Brüder dorthin, und besetzte mit Rothischen Conventualen die theils neu gestifteten theils umgestalteten Klöster Weissenau (1145), Steingaden (1147), Kaiserslautern (1152) und Marchtall (1171).[2] Die ersten Beschützer, Vögte und auch Wohlthäter des Klosters waren die Welfe, besonders Welf V. oder VI., der demselben besondere Vergünstigungen und die Bestätigung seiner Rechte bei Papst Lucius III. auswirkte. Die erste päpstliche Bestätigung der Stiftung erging von Innocenz II., die Urkunde aber hatte das oben erwähnte Schicksal der Stiftungs-Urkunde selbst. Darauf folgten 1152 und 1183 die Konfirmationen von Eugen III. und Lucius III. Die kaiserliche erfolgte von Friedrich I. im Jahr 1179, Herzog Friedrich von Schwaben 1185, Kaiser Otto IV. 1209, König Friedrich II. 1215, König Albrecht 1304, Kaiser Ludwig dem Bayer 1338 und fast alle Nachfolgenden bestätigten des Klosters Freiheiten und stellten es unter den unmittelbaren Schutz des Kaisers und des Reiches. Die erste Calamität, welche das Gotteshaus betraf, war 1182, dem Todesjahr des Abtes Ottino, eine verheerende Feuersbrunst; allein unterstützt durch Beiträge der benachbarten Edeln richtete sich das Kloster bald wieder auf und erhielt sich ungeachtet der Stürme und Unruhen des 12., 13. und 14. Jahrhunderts im schönsten Flor.[3] Seine Äbte, namentlich


  1. Nach Pappenheim, Chron. der Truchs. I. S. 17, hatte Truchseß Conrad eine Gutta von Wildenberg zur Gemahlin. Ob aber dieser Conrad Otto’s Vater, Oheim oder Bruder war, wissen wir nicht.
  2. Eine 1180 nach Adelberg gesendete Kolonie ward wieder, wegen Mißhelligkeiten mit dem Vogt Volknand von Ebersberg zurückgezogen, Adelberg ward hierauf von Roggenburg aus bevölkert.
  3. Um diese Zeit war das Kloster auch in entfernteren Gegenden begütert, namentlich auf der Alp, wo es 1226 ein Gut in Feldstetten von dem Convent von Neresheim erkaufte (Urk. bei Stadelh. I. S. 130); in Schopfloch, Oberamts Kirchheim, hatte es schon als Stiftungsgut die Kirche mit allen Rechten (ecclesia Schopheloch cum hominibus censualibus cum omni dote, cum omni jure ecclesiastico, proprium allodium in eadem villa cum omni jure legitimo existens. Bulle Papst Eugens III bei Stadelh. I. S. 45). Weitere Rechte erwarb es ebendaselbst 1294 von den Edeln von Grüningen, und 1305 soll den Herren von Mannsberg (ebend. S. 73. 76). Verpfändung und Verkauf dieser wie anderer auswärtiger Besitzungen erfolgte, als das Kloster gesunken war, 1385 und 1411. In Schopfloch muß das Kloster eine Expositur oder einen Pfleghof besessen haben; Abt Lucius saß ein ganzes Jahr daselbst (1402), als er sich vor Schulden in Roth nicht mehr halten konnte. Vgl. Oberamtsbeschreib. von Kirchheim S. 270. – Auch schon unter den Stiftungsgütern kommt Feldstetten, und ein Grabanostetten, ohne Zweifel Grabenstetten, OA. Urach, vor.
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_174.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)