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ihrer Aufsicht besorgten die unmittelbare Verwaltung des Dorfs sog. Fünfer, d. h. 5 jährlich von der Gemeinde dazu bestellte Männer, 3 Bauern und 2 Seldner, welche den Grundherren angeloben mußten. Eher war Tr. in gewerblicher Hinsicht ein Freidorf, alle Handwerke waren zugelassen ohne Zunftbeschränkungen aber auch ohne irgend ein Bannrecht.

Was die besonderen Schicksale des Orts betrifft, so erinnern wir an ein paar große Brände 1568, 5. Oktbr. (75 Gebäude); 1620, 4. August (17); 1634, 26. August, zündeten die Kaiserlichen an; 1750, 29. Juli (44) u. s. w. Der dreißigjährige Krieg und näher die Belagerung und Schlacht bei Nördlingen brachten unsägliches Elend auch über Tr. Hier starben 1634 – 235 Personen, 1635 – 118 Personen, während blos 28 und 6 Kinder geboren wurden. 1805 wurde ein von Ulm entkommenes österreichisches Korps bei Tr. zur Übergabe an die Franzosen genöthigt.

Zu der Gemeinde gehören:

b. die Ober-Röhrbachmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, liegt in dem engen Rohrbachthälchen, 1/2 Stunde südlich vom Mutterort.

c. die Unter-Röhrbachmühle mit zwei Mahl- und einem Gerbgang nebst Sägmühle, liegt etwa 1/8 Stunde unterhalb der oberen Röhrbach-Mühle.

Die Ober- und Unter-Röhrbachmühle liegen nahe am Ursprung des Rohr- oder Röhrbachs und gehörten einst mit aller Jurisdiction dem Spital Nördlingen. 1591 wurde für die Nördlinger Loderer eine Walkmühle damit verbunden. 1740 neu aufgebaut, brannte 1765 die Mühle ab durch Flachsdörren in der Stube.

Eine Kappel- und eine Stegmühle zu Tr. hat Oettingen 1354 dem Kl. Ellwangen zu Lehen gemacht.

Trochtelfingen hatte 2 Kirchen, die Pfarrkirche zu St. Andreas mitten im Dorfe und die Kirche zu St. Margarethen am untern Ende des Dorfs. Nach etlichen Spuren könnte da möglicherweise ursprünglich eine eigene Pfarrei gewesen sein; späterhin war ein Frühmesser da. Beide Kirchsätze befanden sich als öttingisch Lehen in den Händen der Herren von Emershofen, z. B. schon 1364, 1423 wurden sie an’s Kl. Kirchheim verkauft. Nach der Reformation verließ 1541 der Pfarrer bei St. Andreas seine Stelle und der Priester bei St. Margarethen bat nun die Äbtissin, beide Stellen vereinigen zu dürfen, was ihm gewährt wurde. Die Gemeinde aber wünschte wieder einen zweiten Geistlichen und zwar einen evangelischen Prediger, wozu Graf Ludwig XVI. gern geholfen hätte, aber er mußte ja selber fliehen 1547 und erst nach seiner Restitution in die Grafschaft und in den Schutz des Kl. Kirchheim 1563, konnte er, – auf erneutes Bitten der Gemeinde, die Reformation durchführen, welche ein

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0426.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)