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Schiffes ragen noch weit hinaus die vier steinernen Träger des ursprünglichen (romanischen) Dachgesimses, und der die Stelle des Chors vertretende Thurm zeigt noch an der Südseite ein rundbogiges romanisches Fensterchen mit schöner Kleeblattfüllung. Im Innern ist das erste Geschoß des Thurmes von einem hohen Rippenkreuzgewölbe überspannt, der in ihn führende Triumphbogen halbrund und auf schlichten (aus Platte und Schräge gebildeten) Kämpfern ruhend. Ferner enthält die flachgedeckte Kirche einen Altar im Renaissancestil, einen spätgothischen Taufstein mit gewundenem Stamme, die Holzbilder Christi mit Maria und Johannes und des heil. Nicolaus, sodann ein kleines, hübsches, sandsteinernes, mit Skulpturen geschmücktes Grabmal, die Unterschrift verschmiert, man liest noch: Anno 1622 den 15. Augusti …

Der ein unschönes stumpfes Pyramidendach tragende Thurm besitzt zwei Glocken; die größere, schön gothisch verzierte zeigt in reicher und trefflicher gothischer Schrift: cristof glockengieser zu norinberg gos mich. zu gottes lob gehor ich. Auf der andern Glocke steht: mich gos Klein in Nördlingen 1847. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf dem Hospital in Nördlingen.

Der noch stark ummauerte Friedhof liegt um die Kirche.

Das nicht im besten Stand gehaltene, hochgelegene Pfarrhaus samt Nebengebäuden, einen geschlossenen Pfarrhof bildend, wurde 1666 vom Hospital Nördlingen erbaut, dem auch die Unterhaltung desselben zusteht. Das frühere wurde am Tage nach der Nördlinger Schlacht (28. Aug. 1634) mit beinahe dem ganzen Ort niedergebrannt.

Das als ursprüngliches Meßnerhaus an die Kirche vom Hospital Nördlingen gebaute Schulhaus enthält im untern Stock ein Lehrzimmer und im obern die beschränkte Wohnung des Schulmeisters.

Das Rathhaus wurde vor 15 Jahren erbaut; auch ist ein Armenhaus vorhanden.

Bei Mörtinger-Höfe stand eine Kapelle, von der die Kapeläcker noch jetzt ihren Namen haben.

Gutes, mitunter etwas kalkhaltiges Wasser (z. B. der Brunnen im Pfarrgarten) liefern verschiedene Schöpfbrunnen; ganz gutes und sehr reichliches Wasser aber spendet die nie versiegende auf dem Feld gefaßte Quelle, die in neuester Zeit in gußeisernen Röhren in’s Dorf hereingeleitet wurde und hier drei laufende Brunnen speist. Das beste und reinste Wasser aber gewährt der neuerdings von der Hospitalverwaltung in Nördlingen vor der Wohnung des Nördlingischen Försters hier hergestellte Brunnen. Auch die Markung ist reich an guten Quellen, die im Schoos der nahen Wälder sich sammeln. Wetten bestehen drei.

Eine gute, sehr viel benützte Vicinalstraße führt von Dischingen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0411.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)