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Das stattliche massive zweistockige Pfarrhaus liegt samt schönen Gärten am Nordende des Dorfes, ward 1786 wesentlich erneuert und ist vom Staat zu unterhalten.

Bei dem Eglinger Bierkeller liegt die Kapelle zum „großen Hergott“ (s. u.).

An dem westlichen Ende des Dorfs steht das dem Fürsten von Thurn und Taxis gehörige Schloß mit ansehnlichen Nebengebäuden, von dem Fürsten von Thurn und Taxis im Jahr 1723 vom Grafen von Grafeneck erkauft. Das eigentliche Schloß wurde 1810 abgebrochen, es stand, wo jetzt der Schloßbrunnen ist; das jetzt so genannte war früher das Kanzleigebäude, ein hübscher, im einfachen Renaissancestil gehaltener Bau, der an der östlichen, mit Pilastern verzierten Giebelseite von zwei runden Thürmen flankirt wird; unter dem östlichen Giebelfenster ist das Graveneck’sche Wappen und die Jahreszahl 1708 angebracht. Das Schloß und die Nebengebäude sind mit einer Mauer umfriedigt, an deren Westseite auf jeder Ecke ein rundes mit zierlichen Bogenfriesen versehenes Halbthürmchen steht. Im Schlosse, an das sich ein großer Schloßgarten, früher ein schöner Lustgarten, anschließt, wohnt ein fürstlich Thurn und Taxis’scher Revierförster und ein Forstgehilfe, wie auch der Gutspächter. Die Brauerei befindet sich in einem Nebengebäude. Das Schloß war 1596 noch sehr fest, mit zwei Ringmauern, einem gefutterten Graben, drei festen Thoren und zwei Fallbrücken versehen und noch vollständig armirt.

Zu dem Schloß gehört eine fürstl. Domäne von 250 Morgen Feld, die von einem Pächter im Dreifeldersystem gut bewirthschaftet wird; derselbe hat 40–45 Stück Rindvieh und 4 Pferde aufgestellt, auch ist er zugleich Pächter der ansehnlichen fürstlichen Bierbrauerei, die er tüchtig betreibt und welche ein in der ganzen Gegend beliebtes Bier liefert.

Das Schul- und Rathhaus, ein schon älteres Gebäude, 1838 angekauft und mit einem Aufwand von 5000 fl. eingerichtet, enthält neben den Gemeinderathsgelassen zwei Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Gutes Trinkwasser liefern hinlänglich 9 Pump- und 31 Schöpfbrunnen; die fürstliche Brauerei wird von einem laufenden Brunnen versorgt, der durch eiserne Röhren geleitet wird. Der im Ort beginnende Griesbach verfällt mehreremal in Erdfällen, kommt aber immer wieder streckenweise zum Vorschein und fließt weiter nach Trugenhofen. Auch die Markung ist reichlich mit guten Quellen versehen und überdieß fließen einige Bäche, unter denen der Mühlbach der beträchtlichste ist, darüber.

Vicinalstraßen führen nach Dunstelkingen, Demmingen, Osterhofen, Hofen, Amerdingen und Aufhausen.

Die Haupterwerbsquellen der geordneten Einwohner bestehen in

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0287.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)