Seite:OberamtNeresheim0286.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Eglingen.
Gemeinde III. Kl. mit 677 Einw., wor. 5 Evang. a. Eglingen, Pfarrdorf, 506 Einw., b. Baumgries, Hof, 11 Einw., c. Bruggen, Haus, 7 Einw., d. Osterhofen, Weiler, 142 Einw., e. Sturmmühle, Haus, 4 Einw., f. Zeughaus, Haus, 7 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Schweindorf eingepfarrt 2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der saubere, große, aus einstockigen, ganz steinernen Häusern bestehende Ort liegt zwischen Obstgärten frei und sommerlich an einem sanft gegen Süden geneigten Abhange zwischen flachem Ackerland. Ein namhafter Theil des Orts ist in neuerer Zeit (1866 20 und 1868 15 Gebäude) abgebrannt und jetzt ganz regelmäßig wieder aufgebaut; mit Ausnahme von 23 mit Stroh bedeckten Häusern sind die übrigen sämtlich mit Ziegeldächern versehen. Um den Ort führte ein Graben, der auf der Nordseite noch deutlich sichtbar ist. Einen schönen Aussichtspunkt und im Sommer höchst angenehmen Ausflug bietet der eine Viertelstunde südlich vom Ort gelegene Bierkeller. Saftgrüne Buchten gehen hier tief in die üppigen Wälder hinein und über die vollen Buchenwipfel glänzt bei hellem Himmel die großartige Kette der Alpen entzückend herüber. Eine Höhle, die sog. Judengrube, liegt auf der Markung.

Die im Jahre 1777 auf Kosten des Fürsten von Thurn und Taxis im Rococostil erbaute Kirche zu St. Martin und St. Sebastian setzt an den Chor eine halbrunde Abside an; der Glockenthurm, auch 1777 errichtet, brannte 1796 (samt 47 Gebäuden) bis zum Kranze völlig aus, wobei zwei Glocken zerschmolzen. Das geräumige und geschmackvolle Innere der Kirche hat Stuckaturen und Fresken an Wänden und Decken; der sehr hübsche, in antikem Geschmacke gehaltene, mit korinthischen Säulen gezierte moderne Hochaltar enthält ein großes Ölbild, Christus am Kreuz mit Johannes und den trauernden Frauen.

Außen ist in die Nordwand des Schiffes eine Tafel eingemauert mit der Jahreszahl 1671 und folgender Inschrift: Joachim Gonfridt Graff zu Gravenegg Herr uff Burgberg Eglingen Und Osterhoffen F(ürstlich) Neub(urgscher) Kämmerer. Maria Ursula Gräffin Zu Gravenegg geborne Freyin Von Freyberg Von Eisenberg; dabei sind die Wappen beider Geschlechter angebracht.

Auf dem Thurm hangen 4 aus diesem Jahrhundert stammende Glocken; die größte mit der Umschrift: Michael Maierhoffer goss mich in Lauingen anno 1802. nomen domini sit benedictum. Dann ist eine von Klein und eine von Probst in Nördlingen gegossen.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Der vor etwa 20 Jahren angelegte Friedhof befindet sich außerhalb des Ortes; auf dem alten, der um die Kirche ging, steht die Michaelskapelle.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0286.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)