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c. Guldes-Mühle, 1/4 Stunde unterhalb des Dorfs an der Egau gelegen; sie ist eine fürstlich Thurn und Taxische Domäne und Mühlgut mit 577/8 Morg. 3,5 Ruthen Äcker und 371/4 Morg. 27,7 Ruthen Wiesen; die Domäne ist verpachtet und wird von dem Pächter im Dreifeldersystem bewirthschaftet.

Die Guldesmühle bestand schon 1380 und gehörte einst dem Kl. Kaisersheim, wurde aber von der Herrschaft erworben.

d. Hochstatterhof, hat eine Stunde südlich von der Oberamtsstadt eine hohe abgeschiedene Lage mit herrlicher Aussicht, die in blauer Ferne von den Tyroler- und Schweizer Alpen begrenzt wird. Der Hof, eine fürstlich Thurn und Taxische Domäne, besteht aus einem ansehnlichen, schloßartigen, im Rococostil erbauten Wohnhaus, dessen unteres Stockwerk von dem Pächter des Hofguts, das obere von einem fürstlichen Revierförster bewohnt wird; dieses und zwei großartige Ökonomiegebäude begrenzen auf drei Seiten einen ansehnlichen Hofraum und an die vierte offene Seite lehnt sich der hübsch angelegte Garten des Revierförsters. Das zum Hof gehörige arrondirte Gut besteht aus 198 Morgen Äcker, 62 Morgen Wiesen, 8 Morgen Gärten und 140 Morgen Weiden; überdieß sind dem Pächter 58 Morgen neuerworbene sog. Sägmühlgüter pachtweise überlassen worden. Die Bodenverhältnisse sind mittelmäßig, theilweise gering und naßkalt. Der Pächter bewirthschaftet das Gut mit Umsicht im Dreifeldersystem und hat einen schönen Viehstand von 44 Stück Rindvieh (Albrace), 7 Pferde und 300 Stück Bastardschafe aufgestellt.

Der Hochstatterhof ist zwar ein Filial von Dischingen, wo die Pfarrei den 1/2 Zehnten genoß (Vergleich von 1572), im Übrigen gehörte er dem Kloster Neresheim mit aller Obrigkeit und hatte dieselben Lasten wie die Stadt Neresheimer Bürger. Über die Schäferei stritten schon 1446 das Kloster und die Stadt.

Unter den Schenkungen eines Wolfolt an’s Kloster Fulda bezieht sich wohl die zu Kösingen, Igenhausen und Hohenstat auf unsern Ort. In der Nähe liegt ein mit einem Graben umgebener Hügel, von welchem Manche glauben, daß hier eine Burg gestanden. Aber die Hohenstaufenschen Ministerialen de Hosteten u. drgl., welche 1196–1296 Vögte der Kirche zu Ohmenhausen gewesen sind (ein Ulrich I., Heinrich I., Ulrich II., Heinrich II.), waren höchst wahrscheinlich von Höchstädt a. Donau, wie denn von ihnen wieder u. a. ein Herr von Gremheim a. D. belehnt war. Von unserem Hochstatter Hof könnten möglicherweise genannt sein ein Friedericus de Hochsteten, Chunradus de Hösteten, Bertholdus de Honstetia, welche während des 13. Jahrhunderts in Urkunden der nächsten Umgebung vorkommen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0266.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)