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Auf einem vom lieblichen Waldthale des Beutenbachs im Halbkreis umschlossenen felsigen Hügelvorsprung erhebt sich malerisch und in tiefer Abgeschiedenheit das stattliche noch ganz mit Mauern umgebene Schloß. Von dem sehr ansehnlichen Park gelangt man durch das gegen Südosten stehende Thor in den noch im Thälchen gelegenen, geräumigen äußeren Hof, an dessen Südseite ein langgestrecktes Ökonomiegebäude, das auch die Wohnung des Bauhofmeisters enthält, liegt. Von dem äußeren, mit Gebäuden besetzten und mit einer Mauer umgebenen Hofe führt nun ein steil ansteigender Weg zu dem eigentlichen nordwestlich gelegenen Schlosse, das noch ganz von Mauern mit Halbrondelen und von einem zum Theil in den Felsen gebrochenen Graben umfriedigt ist. An dem gegen Osten stehenden inneren Thor liest man die Jahreszahl 1564. Das Schloß selbst ist ein großes vierstockiges Steinhaus mit Erkerthürmchen an den Ecken und zwei hohen Zinnengiebeln, dessen wohnlich einfaches Innere in den Gängen mit Geweihen geziert ist, in dem geräumigen Speisesaal sind zwei Hirschgeweihe von sehr seltener Art angebracht. Unten im Vestibul sieht man rechts über einer mit der Jahreszahl 1572 versehenen Thüre den Gedenkstein des Christoff Stadler, Pfleger zu Duttenstein, seines Alters 93 Jahr, in allem 66 Jahr Fugger’scher Diener, † den 7. April 1600. Er ist in Jägertracht dargestellt mit Waidtasche, Hifthorn und Schweinsfeder, zu seinen Füßen ein Hund. Der kleine von dem Schloß umfangene innerste Hof zeigt auf zwei Seiten durch zwei Stockwerke hindurch zierliche, jetzt leider vermauerte Säulenarkaden im Renaissancestil, unten mit toskanischen, oben mit jonischen Säulen, die einst einen gar hübschen und freundlichen Eindruck gemacht haben mögen. Im Jahr 1831/32 wurde das Schloß neu eingerichtet als Zufluchtsstätte vor der drohenden Cholera. An dasselbe wurde in neuerer Zeit die Wohnung des Parkjägers angebaut. Der Forstgehilfe wohnt im Schloß. 1

Im Jahr 1817 ließ der Fürst von Thurn und Taxis um das Schloß einen 13355/8 Morgen großen Wildpark anlegen, wobei das zum Schloß gehörige 1395/8 Morgen haltende Bauhofgut mit eingeschlossen und besonders umfriedigt wurde; zu dem Gut gehört überdieß noch der 217/8 Morgen große außerhalb des Wildzauns auf der Markung Eglingen gelegene sog. Reichenbachacker. Die gut im Stand gehaltenen Waldungen des Wildparks sind mit den nöthigen Straßen und Richtstätten durchzogen und in der Nähe des Schlosses zu hübschen Anlagen umgeschaffen, auch befindet sich daselbst eine ansehnliche Forstbaumschule. In einem der zwei unfern des Schlosses gelegenen Weiher werden Karpfen gezogen. Der Park beherbergt 200–300 Stücke Damwild, das vertraut bis an die Wege und an das Schloß herankommt, und weil der Fürst den Zutritt gerne gestattet, so bietet er einen besuchten Ausflugsort den Bewohnern

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)