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den eifrig katholischen Grafen von Oettingen-Wallerstein geübte Vogtei erhielten die katholische Konfession, nachdem die Reformationsversuche des Grafen Ludwig XV. von Oettingen mißlungen waren. Nur der schwedische General v. Hofkirchen während seines kurzen Besitzes 1632–33 reformirte wirklich und stellte einen evangelischen Prediger auf, welchen aber am 5. August 1634 streifende Croaten in seinem Hause erschossen und den Leichnam in Stücke hieben.

Durch die Verbindung mit Württemberg hat sich allmählig auch ein Gemeindlein von Evangelischen gebildet, welche anfänglich der Pfarrei Schweindorf zugetheilt waren, jetzt der Pfarrverweserei in Kapfenburg.

Die Gallusmühle gehörte einst dem Kloster und war (in Verbindung mit Holz- und Weiderechten) verpachtet, wurde aber neuerer Zeit in Privathände verkauft. Der Namen stammt von einem Pächter Gallus Linse um 1682.

Zu der Gemeinde gehört:

b. Stetten, liegt auf dem Herdtfeld, eine Stunde nordwestlich von Neresheim an der Vicinalstraße von Neresheim nach Elchingen. Der freundliche Ort besteht meist aus einstockigen, weißgetünchten, nicht selten noch mit Stroh gedeckten Bauernwohnungen, welche die Wohlhabenheit der Einwohner, namentlich die der eigentlichen Bauern, verrathen. Die Gebäude sind meist neu und erst nach den Jahren 1846, 1848 und 1853, in denen bedeutende Feuersbrünste vorkamen, erbaut. Die Wohnungen der eigentlichen ursprünglichen Bauern liegen um die Ortshüle herum, die der Söldner aber entfernter, jedoch auch beisammen; selbst die Markung ist in das Bauernfeld und das Söldnerfeld abgetheilt; das der ersteren liegt am Neresheimer Weg und am Maierhäule, das der Söldner am Heuweg und Ebnater Weg. Am südlichen Ende des Orts steht das 1749 von der Gemeinde erbaute hübsche Kirchlein, der h. Maria, St. Florian und Wendelin geweiht; es ist im einfachen Stil gehalten und trägt auf seinem First einen Dachreiter mit zwei kleinen Glocken; im Innern enthält es eine Orgel und drei große mit schönen Ölgemälden geschmückte Zopfaltäre, die sich früher in der Klosterkirche zu Neresheim befanden. Das in der Nähe des Kirchleins stehende freundliche Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und ein Zimmer für den Gemeinderath.

An Wasser, insbesondere an gutem Trinkwasser, fehlt es bedeutend, indem nur ein Schöpfbrunnen vorhanden ist, dagegen sind viele Cisternen angelegt; bei anhaltender Trockenheit entsteht daher nicht selten Wassermangel, so daß das Wasser in Ohmenheim oder am Brunnen außerhalb Neresheim geholt werden muß.

Die Einwohner sind geordnete einfache Leute, die sich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0182.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)