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Handel wird mit Holz und Früchten getrieben, während Wein, Eisen und Kolonialwaren, Tücher etc. eingeführt werden.

Die Stadt hat das Recht, in den Monaten Februar, April, Mai, Juli und Oktober je einen Vieh- und Krämermarkt, und im August (Bartholomä) und Oktober einen Schafmarkt abzuhalten; die Viehmärkte wie auch die Schafmärkte sind von Bedeutung.

Außer der durch den Ort führenden Nördlingen-Heidenheimer Staatsstraße, von der die nach Bopfingen führende Landstraße bei Ohmenheim abzweigt, bestehen noch Vicinalstraßen nach Stetten, Dischingen und Auernheim; von letzterer zweigt eine Vicinalstraße nach Steinweiler ab. Eine steinerne Brücke an der Staatsstraße nach Heidenheim hat der Staat, und eine an der Vicinalstraße nach Auernheim die Gemeinde zu unterhalten.

Von den zwei Frachtfahrern fährt jeder zweimal in der Woche nach Nördlingen, Aalen, Heidenheim und Lauingen.

Die Gemeindemarkung ist mit Inbegriff der Markung Stetten sehr groß und von Nordwest gegen Südost in die Länge gezogen; sie bildet ein flachhügeliges, meist für den Feldbau benütztes Land, das von mehreren Trockenthälchen (Auernheimer Thal, Kuchener Thal, Stettener Thal, Dossinger Thal, Wutzenthälchen, Sauerteich etc.) und von dem allein mit einem Flüßchen versehenen Egau-Thal durchfurcht ist.

Die Bodenverhältnisse sind im allgemeinen mittelgut, auch kommt ein tiefgründiger sehr fruchtbarer Thonboden ziemlich häufig vor, sonst besteht der oft steinige Boden meist aus den Zersetzungen des weißen Jura und ist daher kalkhaltig, leicht etwas hitzig und in nassen Jahrgängen ergiebiger als in trockenen. Auch Lehm, sog. Lüxe, kommt namentlich auf der Markung Stetten an mehreren Stellen vor.

Etwa 1/2 Stunde südlich von Neresheim in einem 1712 entdeckten Bruche wird Marmor gebrochen, und weißen Jurakalk gewinnt man zu Straßenmaterial und Mauersteinen am Fußweg nach Dischingen. Eine Lehmgrube und eine Töpfergrube sind vorhanden.

Das Klima ist etwas milder als auf dem eigentlichen Herdtfeld, doch kommen bis in den Mai hinein häufige Frühlingsfröste vor, dagegen wurde die Gegend seit 1832 nicht mehr von Hagelschlag heimgesucht.

Die Landwirthschaft wird mit vielem Fleiß getrieben und hat sich seit 25 Jahren sehr gehoben; von verbesserten Ackergeräthen hat der Brabanter Pflug und die eiserne Egge allgemein Eingang gefunden, auch die Dreschmaschine und Futterschneidmaschine wird benützt. Zur Besserung des Bodens wird, außer dem in ziemlich gut angelegten Düngerstätten gesammelten Stalldünger und der Jauche, auch Gips und Knochenmehl angewendet. Man baut die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0175.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)